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LOCI-2
wuerg, 18.05.2007 20:57
Über meinen ersten Computer wollte ich schon immer etwas schreiben. Es ist der sagenumwobene LOCI‑2 der Firma Wang, der natürlich nicht mir gehörte, weil er etwa 20.000 Mark kostete, obwohl er gut auf einen kleinen Tisch paßte. Zu dieser Zeit gab es zwar schon Großrechner, doch an die hatte mich noch keiner gelassen. Der volle Name war „Logarithmic Computing Instrument“ und benennt seine einzigartige Fähigkeit, den Logarithmus (ln) und dessen Umkehrfunktion (exp) zu berechnen. Natürlich konnte er auch addieren und subtrahieren. Alles andere aber wurde indirekt erledigt, selbst die Multiplikation a⋅b durch exp(lna+lnb).
Wenn man bei diesem LOCI‑2 von einer CPU sprechen will, so war sie auf mehrere große Platinen aufgeteilt und bestand neben vielen herkömmlichen elektronischen Bauteilen aus 1200 Transistoren. Der Magnetkern-Hauptspeicher sah aus wie ein Lüfter und umfaßte 96 Byte, das sind 768 Bit organisiert in 16 Zahlen zu 48 Bit. Das sind 10 BCD-Ziffern sowie 8 Bit für das Vorzeichen und die Position des Dezimalpunktes. Jedes Bit war einzeln als Ring zu sehen, durch den vier Drähte gingen.
Der Bildschirm bestand aus 10 Dezimal-Anzeige-Röhren und einer für das Vorzeichen. Sobald sie nicht mehr flackerten, war die Arbeit bendet oder eine weitere Eingabe erforderlich, für die es bereits eine Tastatur gab. Das absolut beste an dem Rechner war aber sein Programmspeicher, eine Klappe mit 480 Kontakten, in die man eine normale Lochkarte einlegen konnte. Auf ihr waren 80 Befehle in 6 Bit Breite möglich.
Ich erinnere mich gerne an diesen Rechner, weil ich für ihn mein erstes Programm geschrieben habe, das von wirklichem Nutzen war und an die Grenzen der Möglichkeiten ging, nämlich drei Gleichungen mit drei Unbekannten zu lösen. Das mag heute als Pipifax erscheinen, doch bedenke man bitte, daß 12 Parameter einzulesen waren, wonach nur etwa 60 Befehle zur Lösung in nur noch vier freien Speicherplätzen blieben. Die Lösung bestand natürlich in einer rekursiven Vorgehensweise, die 12 Parameter viermal zyklisch zu verschieben, um so befehlssparend die Determinanten der vier 3×3‑Matrizen zu berechnen, die dann mit drei Divisionen zum Ergebnis führten.
Leider habe ich dieses Programm nicht mehr. Es war sehr nützlich, denn es waren stets drei Gleichungen mit drei Unbekannten zu lösen, wollte man aus drei Versuchsfärbungen die Zutaten für eine weitere berechnen, die möglichst genau den vorgegebenen Farbton trifft. Aber dafür konnte der Rechner nicht angeschafft worden sein, denn keiner konnte wissen, daß im Labor ein Lehrling herumläuft, der auf ihm drei Gleichungen mit drei Unbekannten zu lösen in der Lage war. Und an eine mitgekaufte Programmbibliothek kann ich mich nicht erinnern. Wahrscheinlich sollte der Rechner einem profaneren Zweck dienen, nämlich die mechanische Rechenmaschine ablösen und die eine oder andere Rechnung vereinfachen. Zum Beispiel:
Will man mit einer mechanischen Rechenmaschine oder dem Bill-Gates-Rechner von zehn Meßwerten nicht nur den Mittelwert, sondern auch die Streuung berechnen, so gehen die meisten immer noch so vor wie wir als Lehrlinge: Die zehn Werte werden addiert und durch 10 geteilt. Das liefert den Mittelwert, der von allen Meßwerten abgezogen wird. Diese zehn Differenzen werden quadriert und führen wiederum addiert auf die Streuung. Bei diesem Verfahren muß leider jeder Meßwert zweimal eingegeben werden. Wer sich auskannte, wußte natürlich, daß man Meßwerte und ihre Quadrate parallel addieren kann, um aus ihnen zum Schluß Mittelwert und Streuung zu berechnen. Doch wo war auf einer Rechenmaschine der dazu nötige zweite Zwischenspeicher, und wo das Programm zum Abspulen der immer gleichen Operationen? Antwort: Auf dem LOCI‑2!
[1] Rick Bensene: Wang LOCI-2. The Old Calculator Museum.
Bernd Pol | Anfang und Ende
Wenn man bei diesem LOCI‑2 von einer CPU sprechen will, so war sie auf mehrere große Platinen aufgeteilt und bestand neben vielen herkömmlichen elektronischen Bauteilen aus 1200 Transistoren. Der Magnetkern-Hauptspeicher sah aus wie ein Lüfter und umfaßte 96 Byte, das sind 768 Bit organisiert in 16 Zahlen zu 48 Bit. Das sind 10 BCD-Ziffern sowie 8 Bit für das Vorzeichen und die Position des Dezimalpunktes. Jedes Bit war einzeln als Ring zu sehen, durch den vier Drähte gingen.
Der Bildschirm bestand aus 10 Dezimal-Anzeige-Röhren und einer für das Vorzeichen. Sobald sie nicht mehr flackerten, war die Arbeit bendet oder eine weitere Eingabe erforderlich, für die es bereits eine Tastatur gab. Das absolut beste an dem Rechner war aber sein Programmspeicher, eine Klappe mit 480 Kontakten, in die man eine normale Lochkarte einlegen konnte. Auf ihr waren 80 Befehle in 6 Bit Breite möglich.
Ich erinnere mich gerne an diesen Rechner, weil ich für ihn mein erstes Programm geschrieben habe, das von wirklichem Nutzen war und an die Grenzen der Möglichkeiten ging, nämlich drei Gleichungen mit drei Unbekannten zu lösen. Das mag heute als Pipifax erscheinen, doch bedenke man bitte, daß 12 Parameter einzulesen waren, wonach nur etwa 60 Befehle zur Lösung in nur noch vier freien Speicherplätzen blieben. Die Lösung bestand natürlich in einer rekursiven Vorgehensweise, die 12 Parameter viermal zyklisch zu verschieben, um so befehlssparend die Determinanten der vier 3×3‑Matrizen zu berechnen, die dann mit drei Divisionen zum Ergebnis führten.
Leider habe ich dieses Programm nicht mehr. Es war sehr nützlich, denn es waren stets drei Gleichungen mit drei Unbekannten zu lösen, wollte man aus drei Versuchsfärbungen die Zutaten für eine weitere berechnen, die möglichst genau den vorgegebenen Farbton trifft. Aber dafür konnte der Rechner nicht angeschafft worden sein, denn keiner konnte wissen, daß im Labor ein Lehrling herumläuft, der auf ihm drei Gleichungen mit drei Unbekannten zu lösen in der Lage war. Und an eine mitgekaufte Programmbibliothek kann ich mich nicht erinnern. Wahrscheinlich sollte der Rechner einem profaneren Zweck dienen, nämlich die mechanische Rechenmaschine ablösen und die eine oder andere Rechnung vereinfachen. Zum Beispiel:
Will man mit einer mechanischen Rechenmaschine oder dem Bill-Gates-Rechner von zehn Meßwerten nicht nur den Mittelwert, sondern auch die Streuung berechnen, so gehen die meisten immer noch so vor wie wir als Lehrlinge: Die zehn Werte werden addiert und durch 10 geteilt. Das liefert den Mittelwert, der von allen Meßwerten abgezogen wird. Diese zehn Differenzen werden quadriert und führen wiederum addiert auf die Streuung. Bei diesem Verfahren muß leider jeder Meßwert zweimal eingegeben werden. Wer sich auskannte, wußte natürlich, daß man Meßwerte und ihre Quadrate parallel addieren kann, um aus ihnen zum Schluß Mittelwert und Streuung zu berechnen. Doch wo war auf einer Rechenmaschine der dazu nötige zweite Zwischenspeicher, und wo das Programm zum Abspulen der immer gleichen Operationen? Antwort: Auf dem LOCI‑2!
[1] Rick Bensene: Wang LOCI-2. The Old Calculator Museum.
Bernd Pol | Anfang und Ende
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