Spieltheorie
„Die Spieltheorie ist eine mathe­mati­sche Methode, die das ratio­nale Ent­schei­dungs­ver­halten in sozia­len Konflikt­situa­tionen ableitet, in denen der Erfolg des Ein­zelnen nicht nur vom eigenen Handeln, sondern auch von den Akti­onen anderer abhängt.“ [1]

Als es noch den „ein­zelnen“ gab, war die Spiel­theorie zumin­dest für mich tatsächlich ein Gebiet der Mathe­matik, in dem man nicht zu ergrün­den suchte, wie „Schach, Mühle, Dame, etc.“ [1] zu spielen ist, sondern sich über­legte, unter welchen Bedin­gungen gute, wenn nicht opti­male Stra­tegien exi­stie­ren und wie man sie zumin­dest theore­tisch findet. Das scheint heute als „mathe­mati­sche Spiel­theorie“ herab­gewür­digt Teil einer allge­meinen Spiel­theorie gewor­den zu sein, die den Finanz­töpfen nach­hängt und einen Pseudo-​Nobel­preis ermög­licht. [2]

So bleiben mir nur senti­mentale Erinne­rungen an ein Seminar: Auf die Eingangs­frage des Pro­fessors, ob das Maximum der Minima kleiner oder größer sei als das Minimum der Maxima, war ich natür­lich vorbe­reitet, hätte es mir aber auch schnell neu über­legen können. Damit machte es Sinn, fortzu­fahren und den Beweis des Brouwer­schen Fix­punkt­satzes aus dem Buch von Burger [3] vorzu­tragen.

Wenn ich mir heute Youtube-​Filmchen [4] des Spiel­theore­tikers Chri­stian Rieck ansehe, dann scheint mir alles sehr weit davon entfernt. Seine Vorle­sungen gehen gewiß tiefer als seine regel­mäßigen Ein­las­sungen zu aktu­ellen Themen, in denen immer wieder alte chine­sische Kriegs­listen ange­führt werden. Nicht als histo­rische Referenz, sondern als immer noch gültige Stra­tegeme.

Trotzdem sehe ich mir seine Erläute­rungen gerne an, weil sie zumeist die aktu­elle Situa­tion ratio­naler zu beleuch­ten vermögen als es im allge­meinen ‚Diskurs‘ üblich geworden ist. Und so war ich zuvor gar nicht auf eine Binsen­weisheit im spiel­theore­tischen Konflikt zwischen der Hamas und dem Staate Israel gekommen:

Es geht der Hamas gar nicht um einen unmög­lichen Sieg über Israel, sondern um die Festi­gung der eigenen Herr­schaft. Ihr Angriff soll verhin­dern, in der Bedeu­tungs­losig­keit zu ver­sinken. Das hat Herr Rieck der NZZ ent­nommen, darauf sind also andere auch ohne Spiel­theo­rie gekom­men. Mich aber erinnert das an die fol­gende Über­legung:

Selbst theoretisch allerein­fachste Spiele wie Schach können ihre opti­malen, wenn auch unbe­kann­ten Strate­gien ein­büßen, wenn die Aus­zahlungs­funktion der Betei­ligten sich ändert, etwa durch Neben­abspra­chen. [5] Im allge­meinen ist unbe­kannt, was ein ratio­naler Spieler zu opti­mieren sucht. Das führte mich schon früh zur Umkehrung: Wenn seine Vor­gehens­weise einiger­maßen gewinn­verspre­chend ist, um was spielt er dann eigent­lich, was ist seine Aus­zahlungs­funktion?

Was verspricht sich die Hamas von einem Angriff, obwohl sie Israel nicht das Wasser reichen kann? Was macht die Ampel­par­teien glück­lich, daß sie Wahl­schlap­pen inkauf nehmen? Um was geht es Sahra Wagen­knecht, zumal sie in der Linken jede Posi­tion hätte erlan­gen können? Warum wollten viele den jetzt aufge­flogenen Ele­fanten im Raum nicht sehen, obschon sie ihn selbst ein­ließen? Was sind ihre Aus­zahlungs­funk­tionen?

[1] Wikipedia. Spieltheorie.

[2] Natürlich ist es eine große Leistung, Modelle durch­zurechnen, die dem Kern einer realen Situa­tion nahe kommen sollen. Selbst wenn es nur eine Simu­lation mit dem Computer ist. Ich kenne außer dem Film nichts von John Forbes Nash, doch wird er sowohl den Abel­preis für Mathe­matik als auch den Gedächt­nis-​Nobel­preis für Wirt­schaft verdient haben. Im Gegen­satz zu Arafat für den Frieden.

[3] Ewald Burger: Theorie der Spiele. De Gruyter, 1966. Mein Exemplar habe ich meinem Sohn über­lassen, der den Wert hoffent­lich zu schätzen weiß: Gebunden oder als PDF für 65 Cent pro Seite.

[4] Christian Rieck: Hamas greift Israel an: spiel­theore­tische Über­legungen. Youtube, 14.10.2023.

[5] Die Spieltheorie wird gerne dahin­gehend kritisiert, daß Menschen sich eben nicht rational ver­hielten. Diesen Makel weist die mathe­mati­sche Spiel­theorie nicht auf. In ihr geht es nicht um mensch­liche Spieler, sondern um die Spiele selbst. Und wenn einer sich schlau fühlt und zum Bei­spiel ein­wendet, im Turnier ginge es gar nicht um den Einzel­sieg im Spiel, dann lautet die Antwort: Ein Turnier ist eben ein anderes Spiel!

... comment

 
Heute überrascht mich Christian Rieck schon mit dem Titel „Musk ent­zaubert die AfD“. Das verwun­dert mich ange­sichts der sonst trotz allen Ver­suchen zur Objek­tivität durch­schei­nenden poli­tischen Prä­ferenz. Und wo hat Musk etwas entzau­bert? Das ist eine reiße­rische Über­schrift, wie sie leider bei Youtube neben Klick-​Bette­lei üblich ist. Hat er das nötig? Reicht es nicht, ständig die eigenen Bücher vor die Kamera zu halten?

Einige von ihm genannten Punkte fielen mir natür­lich bei der Direkt­über­tragung des Gesprä­ches zwi­schen Alice Weidel und Elon Musk eben­falls auf. Es waren reich­lich Schwä­chen beider Betei­ligten (also einer Seite) zu hören, und ich fragte mich, warum ein solches Gespräch in einem sog. Space geführt werden muß, warum nicht von einem Profi mode­riert am gemein­samen Tisch mit geneig­tem Pub­likum.

Natürlich bemerkte selbst ich, daß Alice Weidel nicht perfekt englisch spricht. Selbst ein AfD-​naher Publi­zist nannte es holprig. Natür­lich wäre ein profes­sio­nelles Training von Vorteil, aber dem Ver­ständ­nis schadete es nicht. Wer meint, durch Koma­glotzen (für Sprach­gewandte: binge watching) im Ori­ginal besser zu sein, der halte es mit den Amis, die es gewohnt sind, mit brab­beln­den Indern, sogar mit Englän­dern zu sprechen. Sie ver­stehen Alice Weidel besser als wir die Öster­reicher. Und für das deutsch­spra­chige Pub­likum ohne Über­setzung und Unter­titel ist Alice Weidel sicher­lich leichter zu ver­stehen als Elon Musk. Daß Herr Rieck hier von Baer­bock-​Niveau spricht, ist eine Unver­schämt­heit. Außer­dem sollte man von Außen­mini­stern, die in England studiert haben, mehr erwarten. Trotz­dem habe ich sie nie ob ihres allge­meinen Sprach­fehlers ver­hohne­pipelt, auch wenn ich manches ganz lustig fand.

Ebenso bemerkte ich mit Herrn Rieck, daß Alice Weidel abseits ihrer gewohn­ten Rolle, sich gegen Angriffe zu vertei­digen, strecken­weise kraftlos bis unbe­holfen wirkte, ja war. Das wäre aber zumin­dest teil­weise auch bei einem Gespräch in deutscher Sprache der Fall, wenn das Gegen­über wenig Anreiz, Stich­wörter, Themen und Heraus­forde­rungen bietet. Da nützt auch ein vorbe­reiteter und von Herrn Rieck empfoh­lener ‚Ele­vator-​Pitch‘ (ein deut­sches Wort für diese Abartig­keit kenne ich nicht) nur wenig, zumal die Fahrt länger als eine Minute dauerte.

Sicherlich hat Herr Rieck recht, daß Alice Weidel keine „Bilder ent­stehen“ ließ, die den Menschen im „visuel­len Gedächts“ bleiben. Darin sei Robert Habeck deut­lich besser. Dem stimme ich zu, auch wenn seine Küchen­gesprä­che nicht tiefer gehen und weit weniger errei­chen. Seine pira­tige Projek­tion bleibt sicher­lich leich­ter und länger hängen. Doch Alice Weidel ohne Geneh­migung nur auf eine Klotür am Mün­chener Haupt­bahn­hof proje­ziert, da hätte jemand den Störte­beker machen müssen.

Auch ich war etwas entsetzt, daß in Erman­gelung von Gesprächs­stoff noch über Hitler, den Mars und Gott gespro­chen wurde. Ja, die Reise zum Mars hätte mit der eigenen Vision ver­bunden werden und Hitler besser vorbe­reitet sein müssen, das war Glatt­eis. Ob er nun als Dik­tator ein Faschist, ein Nationa­list, ein Popu­list oder ein Linker gewesen ist, hängt von einer nach­gän­gigen Meinung und einer darauf basie­renden Definition ab. Alice Weidel wollte damit wohl deutlich machen, daß man die AfD zu Unrecht in die Nähe des National­sozia­lismus rückt und die gegen­wär­tigen Demo­kraten durchaus zu Maß­nahmen neigen, die wir von Kommu­nisten, der Stasi, George Orwell und eben auch Hitler kennen.

Und dann noch das: Laut Herrn Rieck sei Alice Weidel nicht kanzler­fähig. Sind es etwa Habeck, Scholz oder Merz? Nein, er verweist auf frühere Zeiten, denkt wohl an Kohl, Schmidt, Brandt und Ade­nauer. Im Ansatz hat er natür­lich recht. Auch der bereits zitierte AFD-​nahe Journa­list bemerkte, daß der AfD im Ver­gleich zur FPÖ Regie­rungs­erfah­rung fehle. Außer­dem Per­sonal, das sich bereits auf damit verbun­denen Posten hat einar­beiten können. Ja, aber anfangen mußten auch die Grünen. Und wer hatte Joschka Fischer vor seinem Amtsan­tritt schon für einen fähigen Außen­mini­ster gehal­ten, jeden­falls vor Guido Wester­welle und Anna­lena Baer­bock.

Ja, die Hinweise auf eine mangelnde Stra­tegie vor und im Gespräch mit Elon Musk sind gerecht­fertigt. Alice Weidel hätte die Bücher des Herrn Rieck lesen und vor dem Spiegel üben sollen. Doch leider muß ich ihm sagen, daß seine Strate­geme genann­ten Kriegs­listen und Gesprächs­tech­niken zwar in takti­scher Hinsicht nütz­lich sind, aber nicht den Aus­schlag geben, wenn es um eine lang­fri­stige Stra­tegie, gar um das ganze eigene Leben geht. Da zählen nicht nur Börsen­gewinne, noch nicht einmal Prozent­punkte, sondern Über­zeugung und bis ins Alter tra­gende Zufrie­den­heit.

Die Überlegung von Alice Weidel halte ich für ganz einfach: Plötz­lich und uner­wartet ergab sich die Gelegen­heit, mit Elon Musk ein Gespräch vor einem Mil­lionen­publi­kum zu führen. Eine groß­artige Vorbe­reitung auf diese Situa­tion war nicht mehr möglich. Das Gespräch kann aus­fransen und so lang­weilig und flach werden wie viele sog. Spaces. Aber: Milli­onen werden es hören, darunter viele Aus­länder, denen die AfD völlig unbe­kannt ist. Es wird ein Auf­schrei durch die Demo­kraten gehen. Und viele werden sehen, daß sie als AfD-​Wähler nicht allein, ja ihrer Zeit voraus sein werden.

[1] Christian Rieck: Elon Musk und Alice Weidel: Rhetorik und Stra­tegie analy­siert. Prof. Dr. Chri­stian Rieck, Youtube, Januar 2025.

... link  


... comment
 
Vorgestern äußerte sich Christian Rieck zum Fünf-​Punkte-​Papier des Frie­drich Merz, in dem dieser Posi­tionen der AfD über­nimmt. [1] Neben der Volks­inter­preta­tion des dummen Geredes nennt er drei mög­liche Stra­tegeme:

#3: Mit dem Messer eines anderen töten. Merz läßt einen anderen sagen, daß man nicht regieren werde, wenn Koali­tions­partner nicht mit­ziehen. Das soll diese gefügig machen, ohne selbst gedroht zu haben. Krie­chen die zu Kreuze, rückt er von seinen Forde­rungen ab. Der mit dieser Stär­kung seines Führungs­anspru­ches verbun­dene Repu­tations­verlust trifft mehr die CDU als ihn, der in seinem Leben nur für vier Jahre Kanzler sein will. Alles andere ist egal.

#34: Sich selbst verletzen. Merz schlägt das eine oder andere Loch in die Brand­mauer, aner­kennt plötz­lich eine große Gruppe rechts der eigenen Posi­tion und drückt damit den Wert der anderen Koali­tions­partner, vor allem der SPD. Sein Nach­geben erscheint als Schwäche, macht aber glaub­würdig. Und ich meine, er gewänne einige, die sich sowohl vor Auslän­dern als auch der AfD fürchten.

#16: Will man etwas fangen, muß man es loslassen. Ließ Merz bisher den Merke­lianer freien Lauf, sieht er nun mit Aschaf­fen­burg die Gele­gen­heit, ihnen eins über­zu­ziehen, die Tar­nung aufzu­geben, die wahre Gesinnung umzu­setzen. Tref­fend fand ich das Bei­spiel von Angela Merkel, die den bereits beschlos­senen Atom­aus­stieg mißach­tete, um ihn mit Fuku­shima umso härter umzu­setzen.

Christian Rieck ließ offen, welche Beweg­gründe im Vorder­grund stehen. Das müsse die Zukunft zeigen. Die ist erst zwei Tage alt, und schon hat Frie­drich Merz mehr­fach hü und hott gesagt und neben­bei seine Fall­stricke ausge­legt. Ob aus Kalkül, Schwäche oder Dummheit, ich weiß es nicht:

Mit mir wird es keine Zusam­menar­beit mit der AfD geben, auch keine ‚Zufalls-​Mehr­heiten‘ dank deren Zustim­mung.

Fünf-Punkte-Plan nach den Morden in Aschaf­fen­burg, der eine harte Gangart gegen ille­gale Migra­tion ver­spricht.

Das Angebot von Alice Weidel, den Fünf-​Punkte-​Plan zu unter­stützen als ver­giftet zurück­gewiesen.

Blackrock hatte seine Fahne in den frischen ameri­kani­schen Wind gehängt, Merz mußte dem folgen und bot Zusam­menar­beit an.

Nach internen Gesprä­chen in der CDU nun doch keine Zusam­menar­beit mög­lich.

Merz schließt eine Koali­tion mit der AfD nicht aus.

Keine Zusam­menar­beit mit der AfD, hat seine Ent­schluß­vor­lagen allen außer der AfD zukom­men lassen.

Merz will sich nicht davon abhän­gig machen, ob die AfD zustimmt.

❤ Es gibt tatsäch­lich so haltungs­orien­tierte Systeme wie mein Android-​Telefon, die nicht nur blaue, sondern auch schwarze Herzen rot machen. Ist das den Wetter­karten abge­schaut, die dunkel­rot vor dem Klima­wandel warnen?

Während die AfD bereit schien, das eine oder andere Prozent zu opfern, wenn sie dadurch in die Regie­rung, zu einer Zusam­menar­beit, zumin­dest zu schnel­len Beschlüs­sen zum Wohle des deut­schen Volkes käme, hat Herr Merz nunmehr vergifte Ent­schlüsse vorge­legt, in denen Maß­nahmen zur Migra­tions­begren­zung mit einer Verur­tei­lung der AfD kombi­niert sind. Grüne und SPD können dem einen Teil, die AfD dem anderen nur schwer zustim­men. Das Ziel ist, guten Willen gezeigt zu haben und die Schuld wahl­weise nach links oder rechts ver­teilen zu können.

Zwischenzeitlich glaube ich nicht mehr daran, daß Herr Merz auch nur eines der 36 Stra­tegeme ernst­haft verfolgt. Vielmehr scheint er ein 37. gefun­den zu haben: Die Reso­nanz­kata­strophe, die Posi­tion schnell ändern, um die anderen besoffen zu machen. Mag sein, daß er darin auch einen gewissen Pump­effekt sieht: Durch Über­nahme von AfD-​Posi­tionen einige ins eigene Lager ziehen und hoffen, daß nicht alle wieder zurück­kehren. Ein Prozent mehr für die Union mag ihm recht geben. Doch das juckt die AfD wenig. Ob 18 oder 22 Pro­zent, sie wird nicht regieren. Und lang­fristig zahlen sich die Mätz­chen des Herrn Merz nicht aus. Doch das inter­essiert ihn nicht. Haupt­sache er wird Kanzler, egal wie lange.

Nachdem ich das gechrieben habe, höre ich, daß Alice Weidel um eine Zustim­mung zu den Ent­schlie­ßungs­anträ­gen bittet, in denen auch sog. AfD-Bashing geschrie­ben steht. Sollte das zu einer Mehr­heit führen, wird sich zwar nichts ändern, weil es eben nur eine Ent­schlie­ßung ist und die derzeit Regie­renden keine Anstal­ten machen werden, sich danach zu richten, aber für die Zeit danach wird Herr Merz sich daran messen lassen müssen. Und die AfD wird sagen können, Dif­famie­rungen des Bundes­tages ertragen zu haben, um Deutsch­land in eine bessere Zukunft zu führen.

[1] Christian Rieck: CDU: 5-Punkte-Plan zur Migration. Hat Merz die Merkelianer überlistet? (Strategem 16) | ProfRieck. Prof. Dr. Chri­stian Rieck, Youtube, Januar 2025.

... link  

 
Die von Friedrich Merz geschla­genen Wellen haben manche zu zeit­weiser Eupho­rie ver­leitet und sind auch an mir nicht vorüber­gezogen. So dachte ich gestern noch, Alice Weidel habe sich für eine Zustim­mung zu den der AfD nicht vorge­legten, aber bekann­ten Ent­schlie­ßungen ausge­sprochen, gleich­wohl darin die AfD diffa­miert wird. Ich habe mir ihre Ansprache noch­mals ange­hört. Entweder habe ich sie über­inter­pre­tiert oder die Ausle­gung eines Kom­men­tators über­nommen. Richtig ist, daß die Ent­schei­dung der AfD davon abhängt, was letztlich in den Vorlagen stehen wird. Das hätte ich mir auch denken können, denn ich kann mir eigent­lich nicht vor­stellen, daß die gesamte Frak­tion zuge­stimmt hätte. Und das wäre not­wendig gewesen.

Die Wellen laufen aus, die Reso­nanz schwächt sich ab, alles schwingt sich wieder ein und beru­higt sich. Wenn bis Mitt­woch kein Wunder geschieht, wird alles wieder dahin­plät­schern. Für das Gegen­teil müßte Frie­drich Merz schon etwas mehr als an der Brand­mauer kratzen und eine Koali­tion mit SPD oder Grünen schon jetzt vergessen. Und selbst dann, wenn es zur Verab­schie­dung eines Gesetzes­entwurfes käme, der kein AfD-Bashing mehr ent­halten kann, bliebe bis zum Kanzler­wechsel alles beim Alten, da er erst durch den rot-​grünen Bundes­rat müßte und bis dahin keiner ange­wiesen würde, sich an gelten­des Recht zu halten oder es gar auszu­schöpfen.

Friedrich Merz wird sein Verhalten an drei Fragen aus­richten: 1. Wie werde ich schnell Kanzler? – 2. Wie halte ich vier Jahre durch? – 3. Wie bleibe ich danach im Amt. Das erste ich recht einfach. Er kann wahl­weise der SPD und oder oder den Grünen nach­geben oder gleich mit der AfD regie­ren. Das zweite ist schon schwie­riger, da im Falle einer Gemein­schaft der Demo­kraten die inter­nen Kon­flikte und der in der Welt erwa­chende Rea­lismus an der Koali­tion nagen werden. Dann müßte er umden­ken, vor allem mit Blick auf das ohne die AfD nicht erreich­bare letzte Ziel.

Kurz: In nächster Zeit wird sich wenig ändern, lang­fristig aber die Vernunft siegen. Dazwi­schen ist genü­gend Raum für weitere spiel­theo­reti­sche Über­legun­gen, für chine­sische Strate­geme und lusti­ges Tak­tieren.

... link  

 
Ich hatte es also doch einiger­maßen richtig ver­standen: Die AfD wird der vergif­teten Ent­schlie­ßung zur Migra­tion zustim­men, um deut­lich zu machen, daß es ihr um das Volks­wohl geht. Aber auch um eine deut­liche Gemein­samkeit mit der CDU, die an der Brand­mauer rüttelt.

Einen Preis kostet die Intrige des Friedrich Merz in jedem Falle, und ich muß neidlos aner­kennen, daß er diese Fähig­keit der CDU bei Black­rock nicht ver­lernt hat. Lang­fristig wird es aber der AfD nicht schaden, viel­leicht schon mittel­fristig zu Ostern Früchte tragen.

Mit SPD und Grünen hat Friedrich Merz es ver­scherzt. Diese Hal­tungs­täter kann er nur mit extre­men Zuge­ständ­nissen ins Boot holen. Ich halte es nicht für unrea­li­stisch, wenn mit ihnen nur noch Schein­verhand­lungen geführt werden, um sodann mit der AfD zu koa­lieren. Das sicherte neben den drei zuvor genann­ten Zielen ein viertes: Zügig die gesamte Politik der verhaß­ten Angela Merkel als verfehlt darzu­stellen.

... link  

 
Ich hab meine Zweifel, ob man "die ... Politik der ... Merkel als verfehlt darzu­stellen" versuchen wird, oder ob man nicht eher versuchen wird, die Scherben aufzukehren.

Irgendwo las ich vor kurzem, "ohne dass Merkel getan hätte, was Merkel eben tut, gäbe es keinen Brexit." Und Hand aufs Herz, es wäre ohne Merkels Merkelschaffen auch nicht dazu gekommen, dass sich auf dem Gebiet der EU wie selbstverständlich rechtere Regierungen durchsetzen.

... link  

 
Ich sehe keinen großen Unter­schied zwischen ver­fehlter Politik und aufzu­keh­renden Scherben, bin aber fest davon über­zeugt, daß Merz als seiner­zeit tief gekränkt sich mit Freuden rächen will, egal wer ihm im Wege steht, und sei es die eigene Partei.

Ob Merkel am Brexit und am rechten Rand der EU schuld ist, weiß ich nicht. Nach Fuku­shima war ich mit ihr für den Atom­aus­stieg, so wie ich auch heute noch Wind­räder nicht häßlich finde. Den Brexit hielt ich nicht für gut, den Bei­tritt anderer dubi­oser Staaten auch nicht. Die Zeiten ändern sich eben.

... link  

 
Auch wenn man Windräder nicht hässlich findet, auch nicht die Sache mit den toten Tieren und dem ungesunden Infraschall, dann vielleicht den illegalen Umgang mit Windradmüll.

... link  

 
"Schuld sein" ist nicht meine Art der Wortwahl und auch nicht meine Art zu denken. Ich bemühe mich, nicht moraltriefend zu bewerten. Ich schaue mir nur ab und zu an, wer es verbockt hat. Das geht sogar unabhängig davon, ob man sich die Folgen, das Ergebnis, schönredet oder für Taten von gewöhnlichen Spinnern hält, die nicht die Verpflichtung empfinden, ihren Souverän nicht unter den Bus zu werfen. Sehr unappetitliches Thema. Gibt's nicht stattdessen was mit Zahlen oder Kuchen?

... link  

 
Manhartsberg: Ja, ganz wenige Tiere sterben auch an Wind­rädern, die sich so schlecht wie Baum­wolle recyclen lassen und wie Wind und Wellen auch Infra­schall erzeugen. Mir sind sie effi­zien­ter auf hoher See lieber, finde aber ihre mono­tone Bewe­gung ganz beru­higend.

Fritz: Entschuldigung, es ist meine naive Aus­drucks­weise, die ich mir erlaube, nachdem ich Jahr­zehnte erklären mußte, daß nicht hinter jedem Übel ein Ver­schul­den und schon gar nicht ein mensch­licher Verur­sacher stecken muß. Morgen gibt es nicht nur etwas mit Zahlen, sondern auch mit Namen dahinter.

... link  

 
Heute ist die Brandmauer gefallen. CDU, FDP, AfD und Frak­tions­lose beschlie­ßen, die illegale Migra­tion einzu­dämmen. Aller­dings würde es mich wundern, wenn nunmehr die Regie­rung dem Willen des Parla­mentes durch Anwen­dung gel­tendes Rechtes nach­gibt.

... link  

 
Baumwolle lässt sich perfekt zu Fleckerlteppichen recyceln, wenn man sich die Mühe des Schneidens/Reißens, Zusammennähens und Webens macht. Es fänden sich sicher auch Abnehmer für Merkelblazerschlapfen. Rotorenmüllteppiche, hm. Aber Erzählungenbegebenheitenwindtextbildkunst hat schon was. Wissenschaftsnäher allerdings fehlen wie so oft valide Daten.

Noch ein Buchtipp, Herr Wuerg, da Sie ja augenscheinlich im Besitz der Wuergschen Variante des Plotteggschen Codes sind und eben kein ausgeprägtes biedermeierliches Schau- und Ruhebedürfnis haben. Als Bonus finden sich darin noch Masseberechnungsüberlegungen, die Colaflaschenspassettln in den Schatten stellen und eine erfolgreiche Methode, unliebsame Schadstädter aus Berggegenden zu vertreiben.

... link  

 
Wenn auch Baumwolle zur Hälfte ‚recycelt‘ werden muß, verstehe ich darun­ter nicht, alte Klei­dung zu minder­wer­tigen Pro­dukten zu verar­beiten, sondern den Bedarf von einem Kilo­gramm Baum­wolle nur zu einem Pfund frisch zu ernten und das andere einem Wieder­verwer­tungs­kreis­lauf zu ent­nehmen. Besten­falls durch direkte Neuge­winnung aus Baum­woll­resten. Die Anfer­tigung von Fußab­tretern leistet das nicht. Sie sind nur eine Zwi­schen­stufe der Abfall­besei­tigung, und sei es dadurch, daß nach hundert­jähri­ger Benut­zung nichts mehr übrig ist.

Schon vor vierzig Jahren über­nach­tete ich neben einem Windrad auf einem Bauern­hof. Das macht natür­lich Krach, wenn man daneben steht und ist auch gefähr­lich, wenn es umstürzt. Ich benö­tige neben häßli­chen Satel­liten­schüs­seln und Solar­zellen auf Dächern und an Bal­konen dort keine Wind­kraft­anlagen. Das ist alles Dilettan­tismus von Leuten, die auf zuviel privater Wohn­fläche die Land­schaft verschan­deln und geht gemein­schaft­lich alles viel effi­zienter.

Wenn ich einen Furz lasse, dann mindert sich der Gestank in doppel­ter Ent­fernung wohl mit mehr als 6 Dezi­bel, doch hält er sich deutlich länger als das zuge­hörige Geräusch. Und dennoch über­lebt man es zumeist. Es kommt eben immer darauf an, was sich denn da wie aus­breitet.

Schall­frequenzen im unteren Bereich der zehn hör­baren Oktaven vermit­teln dem einen ein geiles Gefühl, andere empfin­den es als unange­nehm. Darun­ter ist es weit­gehend egal, weil man sie nicht hört und auch die Vibra­tionen kaum noch wahrzu­nehmen sind, solange man nicht in einen Bereich kommt, da die Einge­weide mit­schwin­gen, wie es bei Infra­schall­waffen der Fall ist.

Wir sind nicht nur von Schall­wellen umgeben, es plät­schern auch Wasser­wellen an die Küste, durch­dringen seis­mische Erschüt­terungen die Erde, brummen Hoch­spannungs­lei­tungen nicht nur mit 5o Hertz vor sich hin, sondern betei­ligen sich auch an den all­gegen­wärti­gen elektro­magne­tischen Feldern. Von Gravi­tations­wellen ganz zu schweigen.

Wir setzen uns im MRT einem riesigen Magnet­feld aus, setzen uns in ein lautes infra­schal­lendes Auto, glotzen in die Röhre, halten das Mobil­tele­fon ans Ohr und regen uns auf, daß man neben einem Windrad stehend sich nicht galant unter­halten kann oder ein Sende­mast auf dem Nach­bar­haus ange­bracht wird. Wie wäre es, zunächst Motor­räder zu ver­bieten oder Straßen­beleuch­tung, die man noch über Kilo­meter sieht, weil bei klarem Wetter in unverbauter Landschaft nur 6 Dezibel mit der Ent­fernungs­verdop­pelung ver­schwin­den? Von Sternen will ich gar nicht reden.

... link  

 
Bäume oder Blogger pflanzen
Sterne verbieten..

... link  

 
Es ist ja auch sinnvoll erst einmal Sterne und dann Wind­räder zu ver­bieten, denn aus doppel­ter Ent­fernung gelangt zwar nur noch ein Viertel ihres Lichtes in unser Auge (−6dB), doch sind es auch viermal soviele (+6dB). Solange Wind­rädern nicht in den Himmel gebaut werden, sind es bei doppel­ter Entfer­nung nur doppelt soviele (+3dB). Aber eben­falls nur ein Viertel (−6dB) pene­triert unser Ohr.

Die Sterne lassen uns hoffen, denn trotz dieser Über­legung ist es nachts immer noch recht dunkel. Offen­sicht­lich ist der Ausbau des Uni­ver­sums noch nicht weit voran­geschrit­ten oder das Licht strandet auf dem Weg zu uns im galak­tischen Märchen­wald.

Erscheint der minde­stens quadra­tisch abneh­mende Schall­druck zu klein, schreibt der geneigte Jour­nalist eine winzig erschei­nende Abnahme der Laut­stärke (−6dB bei dop­pel­ter Ent­fer­nung) ab. Schön wäre es, sich auch des Minus­zeichens zu entle­digen. Wieder können wir von den Sternen und den alten Griechen lernen, denn −6dB (De­zi­bel) schein­barer Hellig­keit sind +1,5mag (Mag­nitu­den).

... link  


... comment
 
Eigentlich hatte ich erwartet, Herr Rieck hätte späte­stens am Don­ners­tag nach dem ersten Fall der Brand­mauer gesagt, welche Stra­tegeme er mit welchem Erfolg umge­setzt sieht. Aber er wartete bis heute, dem Tag nach dem zweiten Durch­bruch und nennt das Stra­tegem 16, Scheinrückzug: Will man etwas fangen, muß man es los­lassen.

Dieses Strategem der Täuschung besteht darin, den Gegner gewähren zu lassen, ihm nach dem Munde zu reden, zu unter­stützen, zu beschen­ken, um ihn einzu­lullen und im geeig­neten Moment zuzu­schla­gen, ihn zu über­rumpel, ihm nicht nur die Geschenke zu ent­reißen und ent­täuscht, hilf­los und erstarrt stehen zu lassen, wenn nicht zu ver­nichten.

Das sehe ich ähnlich: Friedrich Merz hat mit den anderen Demo­kraten ein Fairneß-​Abkom­men über wechsel­sei­tige Zurück­hal­tung im Wahl­kampf geschlossen. Das sollte auch die Brand­mauer stabi­lisie­ren. Er hat sie getäuscht, ange­griffen und die Brand­mauer einge­rissen, ihnen jedoch noch die Möglich­keit in Aus­sicht gestellt, zu Kreuze zu krie­chen und weiter­hin an einer Regie­rung der demo­krati­schen Mitte betei­ligt zu werden.

Vielleicht hat er nicht mit den auf­rechten Grünen gerech­net, die ihre Haltung not­falls mit ins Grab nehmen. Er könnte aber auch pola­risiert haben, um den grünen Brems­klotz abzu­stoßen und den Sozial­demo­kraten zu signalisieren, sie könnte das gleiche Schicksal ereilen.

Nicht folgen kann ich Herrn Rieck in seiner Vermu­tung, Friedrich Merz sei über Nacht zum unglaub­lich geschick­ten Staats­mann gewor­den und habe sich das Strate­gem 16 von Angela Merkel zum Vorbild genom­men, um sie mit ihrer eigenen Methode zu schlagen. Ich glaube weder an eine Kopie, noch daran, daß ihr Aus­stieg aus dem Atom­aus­stieg eine Täu­schung war, um auf Fuku­shima zu warten. Viel­mehr hat sie davor und danach eher dem Zeit­geist oder dem Zuspruch der Bevöl­kerung nach­gegeben, mög­licher­weise auch ihrem Gefühl.

Auch hat Friedrich Merz keinen Angriff der Merke­lianer abwehren müssen, jeden­falls keinen kraft­vollen. Der Auftritt von Angela Merkel nach ihrem Buch und vor der Abstimmung zum Zustrom­begren­zungs­gesetz hat keine nennes­werten Merke­lianer reani­miert. Es war und blieb eine Aktion gegen das Ver­gessen.

Das hätte Herr Rieck viel­leicht auch erkannt, aber er brachte nicht die Energie auf, sich vor dem Raus­hauen seines Videos [1] die Zahlen und Namen der Abweich­ler anzu­sehen. Er vermu­tete sie vor allem in der CDU und sieht darin einen gewissen Reini­gungs­prozeß. Erst später kam ihm der Gedanke, es könnten auch FDP‑ler gewesen sein, die ihrer Partei damit einen Todes­stoß ver­setzt hätten.

Es leuchtet ein, daß Schiff­brüchige im Rettungs­boot in Streit geraten und not­falls auch zu Kanni­balen werden, denn wenn es ums Über­leben geht, ist der Spaß vorbei. Warum sollten nicht einige der Meinung sein, es habe keinen Sinn, sich dort anzu­biedern, wo man im Falle eines Sprunges über die Fünf-​Pro­zent-​Hürde so und so nicht benö­tigt wird. Man könne also seinem Gewissen folgen, Angst vor dem sich nahen­den Piraten­schiff der AfD haben und viel­leicht im Boot der Demo­kraten unter­kommen.

[1] Christian Rieck: Merz gibt Merkel ihre eigene Medizin –Strategem 16 durchgezogen! | Prof. Dr. Christian Rieck. Prof. Dr. Chri­stian Rieck, Youtube, 01.02.2025.

... link  


... comment