Formeltanz
Als ich "Tanzen auf Mathe-Formeln" als Überschrift [1] las, kamen mir spontan zwei Möglichkeiten in den Sinn: Man könnte Formeln wie Namen tanzen, aber auch einen höheren Anspruch stellen, nämlich ohne inhaltlichen Verlust die mathematische Schönheit tänzerisch darstellen.

Doch leider geht es nur um die moderne Version der Lichtorgel: Zur Musik wird getanzt, und im Hintergrund flackert ein Bild, das irgendwie dazugehört, nicht von einem Künstler erschaffen, sondern mit dem Computer fouriertransformiert [2]. Damit ist die Mathematik im Boot. Biologie kommt über die Fledermäuse ins Spiel, und Sport liegt nicht weit vom Tanz.

Sicherlich sind Unterschiede in den Spektren von Maria Callas und Janis Joplin augenfällig, man kann sie aber auch hören. Die Computerbilder sind allenfalls Unter­malung, die Tanzlehrerin nennt es vornehm Rückkopplung. Bis zur Vorkopplung ist es noch ein weiter Weg. Mit errechneten Stromstößen in die zu bewegenden Muskeln könnte das Kleinhirn sie erlernen.

Ich hätte mir die Vorführung gerne angesehen, auch springen in diesem Zusammenhang sicher Diplomarbeiten heraus, und es mag wirklich "ohne Mathematik heute in der Bewegungslehre-Forschung nichts mehr gehen" [3]. Formeln aber wurden nicht getanzt. Das weiß wohl auch der Autor Wolfgang Albers. Doch "Mathe-Formeln" in der Über­schrift konnte er sich nicht verkneifen. Auch nicht den "russischen" Mathematiker und den "Tellerrand" der Fledermaus-Forschung.

[1] Wolfgang Albers, Tanzen auf Mathe-Formeln - Biologie, Mathematik und Sport kooperierten für ein ungewöhnliches Projekt, tagblatt.de, 05.07.2011

[2] Lustigerweise steht in [1] einmal "Trandformation" geschrieben. Sicherlich ein Tippfehler, aber eine bezeichnende Mischung aus Trend und Trans.

[3] Veit Wank in [1]. Doch war weit vor der Erfindung des Computers schon klar: Der Flug des Diskus ist nicht einfach.

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