Das Super-Schmalz-Talent
wuerg, 01.12.2008 19:56
Gibt es nicht eine Myriade von Deutschen, die besser und mit weniger Schmalz Mundharmonika spielen? Sollten unter ihnen nicht tausend mit einer ähnlich herzzerreißenden Geschichte zu finden sein? Und vielleicht haben hundert davon auch einen Offenbarungseid geleistet.
Fernsehen
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wuerg,
02.12.2008 20:22
Nun habe ich so manchen Kommentar zu den zahlreichen Artikeln über das Supertalent Michael Hirte gelesen. Nur jeder zehnte übt Kritik und sagt, was offenkundig ist. Für jeden dieser spärlichen Kritiker gibt es zwei, denen es nicht reicht, bei der angerührten Mehrheit zu sein. Sie müssen sich auch von Kritikern distanzieren und packen in schöner Regelmäßigkeit das Wort Neid aus. Manche bekunden gar, selbst nicht neidisch zu sein. Was wollen sie damit sagen? Daß andere es sind, weil sie kein so großes Herz haben wie der Schreiberling? Welche Rolle kann der Neid spielen, wenn man doch selbst gar nicht am Wettbewerb teilgenommen hat und auch keinem Fanclub angehört?
Und nun muß ich auch noch eigeninitiativ dieses Wort aufgreifen, weil hier keiner die Neidkeule schwingen will. Ich muß es aber einfach loswerden: Mir gehen nicht nur die protzautofahrenden Selbstdarsteller im Fernsehen auf die Nerven, die spätestens im zweiten Satz von Neid sprechen und im dritten erwähnen, wie anerkennend Amerikaner mit Angeberei umgehen. Mich kotzen vor allem die Heerscharen an, die selbst nichts haben und die Neidunterstellung munter nachplappern. Offensichtlich haben viele nichts besseres zu tun als sich an der kleinen Minderheit zu reiben, die nicht mit staunenden Augen eine reiche Angeberblase oder Mäßigtalente umjubelt.
Und wenn einmal die Kritiker durch günstige Umstände Oberwasser erhalten, dann wechseln die Jubelperser die Seite, um ins gleiche Horn zu stoßen, auch wenn sie ungeübt nur ekelhafte Töne hervorbringen. Hauptsache bei der Mehrheit oder der Modeströmung! So habe ich seit der sog. Finanzkrise nichts mehr vom Neid auf Managergehälter gehört. Vielmehr ist es populär, diese beschneiden zu wollen. Wer sowas vor einem Vierteljahr gesagt hat, war nicht nur ein Kryptokommunist und Neider, sondern eine Gefahr für den Wohlstand aller, der die Welt einfach nicht verstanden hat. Leider gibt es kein Kriterium, nach dem zuerst entlassen werden kann, wer seinen Jammerlappen beständig in wechselnde Winde hängt.
Und nun muß ich auch noch eigeninitiativ dieses Wort aufgreifen, weil hier keiner die Neidkeule schwingen will. Ich muß es aber einfach loswerden: Mir gehen nicht nur die protzautofahrenden Selbstdarsteller im Fernsehen auf die Nerven, die spätestens im zweiten Satz von Neid sprechen und im dritten erwähnen, wie anerkennend Amerikaner mit Angeberei umgehen. Mich kotzen vor allem die Heerscharen an, die selbst nichts haben und die Neidunterstellung munter nachplappern. Offensichtlich haben viele nichts besseres zu tun als sich an der kleinen Minderheit zu reiben, die nicht mit staunenden Augen eine reiche Angeberblase oder Mäßigtalente umjubelt.
Und wenn einmal die Kritiker durch günstige Umstände Oberwasser erhalten, dann wechseln die Jubelperser die Seite, um ins gleiche Horn zu stoßen, auch wenn sie ungeübt nur ekelhafte Töne hervorbringen. Hauptsache bei der Mehrheit oder der Modeströmung! So habe ich seit der sog. Finanzkrise nichts mehr vom Neid auf Managergehälter gehört. Vielmehr ist es populär, diese beschneiden zu wollen. Wer sowas vor einem Vierteljahr gesagt hat, war nicht nur ein Kryptokommunist und Neider, sondern eine Gefahr für den Wohlstand aller, der die Welt einfach nicht verstanden hat. Leider gibt es kein Kriterium, nach dem zuerst entlassen werden kann, wer seinen Jammerlappen beständig in wechselnde Winde hängt.
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kid37,
14.12.2008 21:45
Sie sind ja bloß neidisch ;-)
Die Diskurs-Diktatur des Mobs eben. Auch daraus kann man lernen: "Erfolg" (nach den Maßstäben der Aufmerksamkeitsökonomie) hängt nicht zuletzt davon ab, sich nur rechtzeitig genug an die Speerspitze der nächsten Wellenbewegung begeben zu haben.
("Mäßigtalente" ist ein tolles Wort.)
Die Diskurs-Diktatur des Mobs eben. Auch daraus kann man lernen: "Erfolg" (nach den Maßstäben der Aufmerksamkeitsökonomie) hängt nicht zuletzt davon ab, sich nur rechtzeitig genug an die Speerspitze der nächsten Wellenbewegung begeben zu haben.
("Mäßigtalente" ist ein tolles Wort.)
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wuerg,
15.12.2008 01:18
Leider ist es nicht so leicht, sich an die Speerspitze zu stellen. Weniger wegen des Gedränges, mehr weil keiner genau weiß, wo sie gerade ihr Unwesen treibt. Glück ist für mich der wesentliche Faktor zum Erfolg. Auch zusammen mit Fleiß nützen Talent und Begabung nur wenig, jedenfalls nicht zum großen Erfolg. Den streben die meisten Menschen gar nicht an. Sie sind deshalb auch nicht neidisch. Allenfalls der Meinung, der übermäßige Erfolg weniger sei zumeist nicht gerechtfertigt.
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mark793,
15.12.2008 14:45
Passt zwar jetzt nicht genau
in die Neiddebatte, aber das könnte Sie dennoch interessieren: Eine bestimmte Presse hat es geschafft, uns zu verblöden. Die Menschen, die in gewissen Blättern als Vorbild dargestellt werden, sind oft nur Abschaum. Zu einer Hotelerbin, die außer Geld nichts vorzuweisen hat, strömen ganze Scharen von Teenagern. Eine Krankenschwester, die aufopferungsvoll ihren Job macht, gilt nichts. Die Gesellschaft muss sich neu besinnen.
Sagt Günter Wallraff in einem Interview. Und Thomas Knüwer vom Handelsblatt wittert gleich Ideologie. Tatsächlich stoße ich mich, auch wenn ich nicht jedem Kritiker Neid als Motiv unterstelle und Promis dagegen in Schutz nehme, am Begriff "Abschaum". Wenn man keine fundiertere Kritik an Menschen vorzubringen hat, die im Lichte medialer Aufmerksamkeit stehen, sollte man solche Wortgranaten besser nicht zünden, finde ich.
Sagt Günter Wallraff in einem Interview. Und Thomas Knüwer vom Handelsblatt wittert gleich Ideologie. Tatsächlich stoße ich mich, auch wenn ich nicht jedem Kritiker Neid als Motiv unterstelle und Promis dagegen in Schutz nehme, am Begriff "Abschaum". Wenn man keine fundiertere Kritik an Menschen vorzubringen hat, die im Lichte medialer Aufmerksamkeit stehen, sollte man solche Wortgranaten besser nicht zünden, finde ich.
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wuerg,
16.12.2008 01:51
Günter Wallraff reitet beständig das gleiche Steckenpferd und brabbelt sich wie Scholl-Latour durch Talkshows. Ich muß ihm aber zustimmen: Unsere Gesellschaft verblödet tatsächlich. Oder besser: Die Blöden produzieren sich auffälliger. Und der nach wie vor vorhandene Kern vernünftiger Menschen läßt sie gewähren.
Ob die Blöden unter den Reichen und Prominenten stärker bewundert oder beneidet werden als die Gebildeten unter ihnen, weiß ich nicht. In jedem Falle wird aber die Neidkeule schnell ausgepackt, wenn man Unfähigkeit oder Bereicherung auch nur erwähnt.
Pervertiert die Situation allerdings über alle Maßen, dann bleibt das Neidargument plötzlich aus. So geschehen mit den Managern, denen einst nur Neider etwas nehmen wollten. Heute ist ihre Beschneidung sozial anerkannt.
Ich kann meine Einschätzung nicht von diesem Zeitgeist abhängig machen. Ich würde Vermögen einfach so rigoros besteuern, daß eine beliebige Vermehrung ohne Arbeit nicht möglich ist. Das ist keine Frage des Neides, sondern der Gerechtigkeit, denn keiner sollte sich unverhältnismäßig mehr Anerkennung, Liebe, Bewunderung und Rechtsbeugung kaufen können als der Durchschnittsbürger.
Ich weiß, das gefällt auch dem armen Mann nicht. Wenn er auch nicht mehr an den eigenen Lottogewinn oder die Entdeckung seines verborgenen Talentes glaubt, so möchte er sich dennoch nicht den überschaubaren Kosmos derer zerstören lassen, die er aus dem Fernsehen kennt, auch wenn er sie bei weitem nicht alle bewundert und sich sogar von Herzen freuen kann, wenn sie sich trennen oder an Krebs sterben.
Ob die Blöden unter den Reichen und Prominenten stärker bewundert oder beneidet werden als die Gebildeten unter ihnen, weiß ich nicht. In jedem Falle wird aber die Neidkeule schnell ausgepackt, wenn man Unfähigkeit oder Bereicherung auch nur erwähnt.
Pervertiert die Situation allerdings über alle Maßen, dann bleibt das Neidargument plötzlich aus. So geschehen mit den Managern, denen einst nur Neider etwas nehmen wollten. Heute ist ihre Beschneidung sozial anerkannt.
Ich kann meine Einschätzung nicht von diesem Zeitgeist abhängig machen. Ich würde Vermögen einfach so rigoros besteuern, daß eine beliebige Vermehrung ohne Arbeit nicht möglich ist. Das ist keine Frage des Neides, sondern der Gerechtigkeit, denn keiner sollte sich unverhältnismäßig mehr Anerkennung, Liebe, Bewunderung und Rechtsbeugung kaufen können als der Durchschnittsbürger.
Ich weiß, das gefällt auch dem armen Mann nicht. Wenn er auch nicht mehr an den eigenen Lottogewinn oder die Entdeckung seines verborgenen Talentes glaubt, so möchte er sich dennoch nicht den überschaubaren Kosmos derer zerstören lassen, die er aus dem Fernsehen kennt, auch wenn er sie bei weitem nicht alle bewundert und sich sogar von Herzen freuen kann, wenn sie sich trennen oder an Krebs sterben.
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