Der Ball ist rund
wuerg, 29.06.2008 14:55
Der Fußball ist seit der letzten Weltmeisterschaft runder als je zuvor, wenn er anfänglich auch etwas flatterte. Er besteht nicht mehr aus den 12 schwarzen Fünf- und 20 weißen Sechsecken des Ikosaederstumpfes mit seinen 60 Ecken und 90 Kanten, sondern aus 6 Propellern und 8 Turbinen, von denen bei genauerem Hinsehen die eine Hälfte links und die andere rechts herum dreht. Wer von der geschwungenen Form der modernen Schweiß- statt der altertümlichen Kleinkind-Nähte absehen kann, erkennt einen Oktaederstumpf mit seinen 24 Ecken und 36 Kanten.
Der naive Betrachter mag das wieder einmal für einen Triumph der praxisorientierten Ingenieure von Adidas über theoretische Mathematiker halten, die in geraden Linien und regelmäßigen Strukturen befangen sind und sich schon überwinden müssen, einen nur archimedischen und nicht platonischen Körper zu sehen. Und wer den neuen Ball für einen Triumph der Mathematik hält, der ist nicht näher an der Realität:
Mich interessiert kaum, welcher Kunststoff mit welcher Oberfläche und welchen Schweißnähten zu einem so runden Ball führt, der nachweislich nicht flattert und mit einem zu ihm passenden Schuh von Adidas sich genauer als je zuvor an die vorgeschriebene Flugbahn hält. Wichtiger sind mir drei Fragen:
Eric W. Weisstein, "Archimedean Solid", Mathworld, Wolfram Web Resource, mathworld.wolfram.com/ArchimedeanSolid.html"
Eric W. Weisstein, "Platonic Solid", Mathworld, Wolfram Web Resource, mathworld.wolfram.com/PlatonicSolid.html
Hartmut Ring, "Wie revolutionär ist der neue WM-Ball wirklich?", www.math.uni-siegen.de/ring/wm-ball.html
Der naive Betrachter mag das wieder einmal für einen Triumph der praxisorientierten Ingenieure von Adidas über theoretische Mathematiker halten, die in geraden Linien und regelmäßigen Strukturen befangen sind und sich schon überwinden müssen, einen nur archimedischen und nicht platonischen Körper zu sehen. Und wer den neuen Ball für einen Triumph der Mathematik hält, der ist nicht näher an der Realität:
- Soll eine Kugel mit Leder oder einem anderen bieg-, doch wenig formbaren Material bespannt werden, müssen die Teilstücke nicht sehr klein, sondern nur schmal sein. Eines reicht aus, so wie ein Apfel in einem Zuge schälbar ist.
- Große und unregelmäßige Teilstücke machen den Fußball nicht runder, aber auch nicht eckiger, wenn sie kaum gegen die Längsrichtung gebogen werden müssen. Nur lassen sie sich schwerer als regelmäßige Stücke von pakistanischen Kindern vernähen.
- Die Teilstücke können sogar recht breit und großflächig sein, wenn sie vorgeformt sind. So könnten demnächst auch Qualitätsbälle aus zwei Halbkugeln geklebt werden. Eines Tages wird der Ball sogar nahtlos aufgeblasen.
- Weniger Ecken, an denen Nähte zusammenstoßen, bedeuten weniger Schwachstellen. Doch werden dadurch die Nähte länger und schwieriger. Sind sie auch noch geschwungen, geht es ohne präzise arbeitende Maschinen kaum noch.
Mich interessiert kaum, welcher Kunststoff mit welcher Oberfläche und welchen Schweißnähten zu einem so runden Ball führt, der nachweislich nicht flattert und mit einem zu ihm passenden Schuh von Adidas sich genauer als je zuvor an die vorgeschriebene Flugbahn hält. Wichtiger sind mir drei Fragen:
- Die erste seit der Weltmeisterschaft 2006: Der Billigball meiner Kinder besteht aus den
12+20 Stücken des Standardballes, der mit dem neuen Layout(+teamgeist) bedruckt ist. Warum wurde dazu das neue orthogonale Muster gerade in dieser Weise auf den Ikosaeder projeziert? - Die zweite seit der Europameisterschaft 2008: Die Propeller haben an ihren Enden zwei große schwarze Punkte bekommen. Insgesamt sind es zwölf Stück. Warum wurden diese Punkte beim Billigball aus den
12+20 Stücken nicht einfach auf die Fünfecke gedruckt? - Die letzte und wesentliche Frage: Warum sehe ich im neuen Ball mit seinen 6 Propellern und 8 Turbinen nicht den Oktaederstumpf mit seinen
6+8 Flächen, sondern einfach einen Würfel mit seinen 6 Flächen und 8 Ecken?
Eric W. Weisstein, "Archimedean Solid", Mathworld, Wolfram Web Resource, mathworld.wolfram.com/ArchimedeanSolid.html"
Eric W. Weisstein, "Platonic Solid", Mathworld, Wolfram Web Resource, mathworld.wolfram.com/PlatonicSolid.html
Hartmut Ring, "Wie revolutionär ist der neue WM-Ball wirklich?", www.math.uni-siegen.de/ring/wm-ball.html
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