Gefühlte Temperatur
wuerg, 11.09.2024 18:18
Im Höllensomer des Jahrtausends gab es einen Tag mit 37 Grad Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit. Früher hätte man dieses Wetter einfach schwül [1] genannt, doch stattdessen las ich von 67 Grad als ‚gefühlter‘ Temperatur. So ein Schwachsinn, denn trotz aller körperlicher Belastung trug ich keine Verbrennungen davon.
Ich frug mich, nach welcher willkürlichen Auffassung man dazu kommt und fand bei einer Google-Suche ganz oben eine Tabelle von wetter.com, aus der ich hier nur die vier äußeren Ecken angebe:
G = T + (5/3)⋅(T−16°C)⋅φ − 5°C
Darin ist G die gefühlte, T die wahre Temperatur und φ die relative Luftfeuchtigkeit. Tatsächlich ergibt sich für T=37°C und φ=100% eine gefühlte Temperatur von 37+(5/3)⋅(37−16)−5=67 Grad Celsius. Das ist so schwachsinnig wie −10° bei 60% auf der Zugspitze mit −10+(5/3)⋅(−10−16)⋅0,6−5=−41 Grad.
Der Herbst hat noch nicht begonnen, schon ist ein „grausam kalter“ Winter vorhergesagt. Prompt sind die Temperaturen gefallen. Soeben lese ich 12° bei 77%. Das wären gefühlte 12+(5/3)⋅(12−16)⋅0,77−5≈2 Grad Celsius. Doch war mir ohne Jacke nicht kalt und muß dem Google-Wetter zugute halten, nur 10 Grad als gefühlte Temperatur behauptet zu haben. Wahrscheinlich nach einer anderen politisch korrekteren Berechnung.
[1] Ich meine mich an Thermohygrometer mit sich kreuzenden Zeigern zu erinnern, da im oberen Bereich schwül stand. Dieses Wort entstand wohl durch lautliche Anpassung von schwul (drückend heiß) an kühl. Auf modernen Geräten habe ich es nicht mehr gefunden. Wer traute sich auch heute noch, sowas zu verkaufen?
Herbstanfang | gefühlte Realität
Ich frug mich, nach welcher willkürlichen Auffassung man dazu kommt und fand bei einer Google-Suche ganz oben eine Tabelle von wetter.com, aus der ich hier nur die vier äußeren Ecken angebe:
relative Temperatur Luftfeuchte 28°C 40°C 30 % 29°C 47°C 90 % 41°C 71°CWahrscheinlich paßten normale und tiefe Temperaturen schlecht ins Propagandabild. Und natürlich habe ich nirgendwo eine Formel gesehen, gemäß der die gefühlte Temperatur berechnet wird. Das hätte die Trivialität offenkundig gemacht. So griff ich zu einem schlichten Ansatz und kam auf
G = T + (5/3)⋅(T−16°C)⋅φ − 5°C
Darin ist G die gefühlte, T die wahre Temperatur und φ die relative Luftfeuchtigkeit. Tatsächlich ergibt sich für T=37°C und φ=100% eine gefühlte Temperatur von 37+(5/3)⋅(37−16)−5=67 Grad Celsius. Das ist so schwachsinnig wie −10° bei 60% auf der Zugspitze mit −10+(5/3)⋅(−10−16)⋅0,6−5=−41 Grad.
Der Herbst hat noch nicht begonnen, schon ist ein „grausam kalter“ Winter vorhergesagt. Prompt sind die Temperaturen gefallen. Soeben lese ich 12° bei 77%. Das wären gefühlte 12+(5/3)⋅(12−16)⋅0,77−5≈2 Grad Celsius. Doch war mir ohne Jacke nicht kalt und muß dem Google-Wetter zugute halten, nur 10 Grad als gefühlte Temperatur behauptet zu haben. Wahrscheinlich nach einer anderen politisch korrekteren Berechnung.
[1] Ich meine mich an Thermohygrometer mit sich kreuzenden Zeigern zu erinnern, da im oberen Bereich schwül stand. Dieses Wort entstand wohl durch lautliche Anpassung von schwul (drückend heiß) an kühl. Auf modernen Geräten habe ich es nicht mehr gefunden. Wer traute sich auch heute noch, sowas zu verkaufen?
Herbstanfang | gefühlte Realität
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wuerg,
12.09.2024 19:09
Heute morgen 7° bei 96%. Nach der Formel also 7+(5/3)⋅(7−16)⋅0,96−5=−12 Grad gefühlter Temperatur. Google ist mit positiven 4 Grad nicht ganz so brutal. Doch dank der Sehnsucht nach Abkühlung nach einem Höllensommer, noch angenehmer Boden- und Gebäudetemperaturen sowie Windstille werden 7 Grad auf Basis verringerter direkter Strahlungswärme wegen stärkerer Bewölkung eher als wärmer empfunden.
Daß nunmehr zu stark runtergerechnet wird, ist die gerechte Strafe dafür, im Sommer hohe, ja aberwitzige gefühlte Temperaturen raushauen zu wollen. Sollte es im kommenden Winter tatsächlich sehr kalt werden, zahlt sich das natürlich auch dahingehend aus, daß wahnsinnige Tiefstwerte zu fühlen sein sollen. Die heute so beliebte Übertreibung führt im Ggenzuge leider dazu, daß an den 80 Prozent Normaltagen die angegebene gefühlte Temperatur als unzutreffend gefühlt wird.
Aber egal. Wir leben ja in einer Zeit, da die Normalität im Sinne von Durchschnitt oder Regelfall mißachtet wird und vieles vom Extrem, vom Rand, von der Abartigkeit her betrachtet wird, deren Jünger penetrant Normalität für sich fordern, die ihnen zunehmend auch zugesprochen wird. Noch nicht einmal eine andere Normalität, sondern eine wertvollere, bis hin zur Selbstverachtung der Mehrheit.
Daß nunmehr zu stark runtergerechnet wird, ist die gerechte Strafe dafür, im Sommer hohe, ja aberwitzige gefühlte Temperaturen raushauen zu wollen. Sollte es im kommenden Winter tatsächlich sehr kalt werden, zahlt sich das natürlich auch dahingehend aus, daß wahnsinnige Tiefstwerte zu fühlen sein sollen. Die heute so beliebte Übertreibung führt im Ggenzuge leider dazu, daß an den 80 Prozent Normaltagen die angegebene gefühlte Temperatur als unzutreffend gefühlt wird.
Aber egal. Wir leben ja in einer Zeit, da die Normalität im Sinne von Durchschnitt oder Regelfall mißachtet wird und vieles vom Extrem, vom Rand, von der Abartigkeit her betrachtet wird, deren Jünger penetrant Normalität für sich fordern, die ihnen zunehmend auch zugesprochen wird. Noch nicht einmal eine andere Normalität, sondern eine wertvollere, bis hin zur Selbstverachtung der Mehrheit.
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wuerg,
13.09.2024 21:22
Dank sinkender Luftfeuchtigkeit hat die gefühlte Temperatur sich wieder erholt. Heute 14° bei 67% ergibt gefühlt 14+(5/3)⋅(14−16)⋅0,67−5=7 Grad. Google ist sogar der Meinung, Gefühl und Realität stimmen überein. Mein Gefühl dagegen sagt: Es ist heute kälter als gestern. Egal: Auf keinen Fall ist es 10 Grad wärmer geworden.
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sid,
20.09.2024 23:58
Ich muß mal nachsehen, was auf unseren zwei alten steht. Aber vielleicht sind sie nicht alt genug.
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wuerg,
21.11.2024 13:38
Noch einen Monat bis zum Winteranfang, und schon ist der Höllensommer des Jahrtausends seit Tagen vorüber. Zur Zeit fällt um die ortszeitliche Mittagsstunde bei 3°C und 94% Schneeregen bei gefühlten
3 + (5/3)⋅(3−16)⋅0,94 − 5 = −22 Grad
Obgleich die Formel Grad Celsius, nicht Grad Fahrenheit, Grad Reaumur oder gradlose Kelvin berechnet, scheue ich mich, Celsius dahinter zu schreiben, denn mit der Realität haben diese Grade so wenig zu tun wie die Winkelgrade mit der Bewölkung.
Google macht aus den Grunddaten nur −4°C. Auch das halte ich für übertrieben (für Sprachtaliban: untertrieben), denn so kalt empfinde ich nur, wenn Schnee liegen bleibt oder Regen gefriert. Außerdem ist der Schneeregen schon wieder vorüber.
Aber Klimaglaubende geben die Hoffnung nicht auf. Sie sehen einen Übergang in spätherbstliche Hitze. Und wenn die nicht kommt, eine Entwicklung zu Extremwetter. Und sollten die Winter auch auf der Südhalbkugel wieder deutlich kälter werden, dann kann man sie ja aus der Berechnung der Weltdurchschnittstemperatur herausnehmen.
Altgrad
3 + (5/3)⋅(3−16)⋅0,94 − 5 = −22 Grad
Obgleich die Formel Grad Celsius, nicht Grad Fahrenheit, Grad Reaumur oder gradlose Kelvin berechnet, scheue ich mich, Celsius dahinter zu schreiben, denn mit der Realität haben diese Grade so wenig zu tun wie die Winkelgrade mit der Bewölkung.
Google macht aus den Grunddaten nur −4°C. Auch das halte ich für übertrieben (für Sprachtaliban: untertrieben), denn so kalt empfinde ich nur, wenn Schnee liegen bleibt oder Regen gefriert. Außerdem ist der Schneeregen schon wieder vorüber.
Aber Klimaglaubende geben die Hoffnung nicht auf. Sie sehen einen Übergang in spätherbstliche Hitze. Und wenn die nicht kommt, eine Entwicklung zu Extremwetter. Und sollten die Winter auch auf der Südhalbkugel wieder deutlich kälter werden, dann kann man sie ja aus der Berechnung der Weltdurchschnittstemperatur herausnehmen.
Altgrad
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