Tod im Netz
Früher ging man zu Beerdi­gungen, sah den Sarg in die Grube fahren und wußte: Der kommt nicht mehr zurück, es ist vorbei. Soziale Medien bieten zunehmend Dienste für diesen Fall an. Gele­gent­lich melden sich Tote, wie mein verstor­bener Neffe über Facebook. Zum einen wurde noch in seinen Bereich geschrie­ben, zum anderen hatte er wohl Automa­tismen losge­treten. Nun aber ist er ganz gestorben, da ich so gut wie nie mehr Facebook aufrufe.

Doch diesen Beitrag schreibe ich nicht, weil Tote im Netz weiter­leben wollen oder müssen, sondern umgekehrt: Sie ver­schwinden sang- und klang­los als seien sie tot. Irgend­wie irri­tiert mich das. Wüßte ich doch gerne, ob es sie noch gibt, gleich­wohl ich sie nie gesehen habe. Nicht, um groß­artig zu trauern, sondern wegen des geschil­derten Rituals: Wer in die Grube fährt, der kommt nicht mehr zurück!

Ich habe mir eine Unzahl von Siedler-IV-Missi­onen unter Youtube angesehen. Eine über­schaubare Gruppe produ­ziert immer noch Filme. Dazu gehörte auch IRClevor, der unter "Settlers Saturday" einmal wöchent­lich seine Bemü­hungen fort­führte. Er betonte wie wichtig es ihm sei, wirklich jeden Samstag etwas hochzu­laden. Und plötz­lich war gar nichts mehr zu sehen. Wäre ein Sinnes­wandel, viel Arbeit oder eine schwere Krank­heit der Grund, könnte er doch wenig­stens eine Kommentar­zeile schreiben, ein Lebens­zeichen senden, um das viele ihn gebeten haben. Es ist, als sei er plötz­lich gestorben. Vielleicht ist er wirklich tot, und keiner seiner Nachfahren konnte oder wollte es mitteilen.

Und da ist die Mohamme­danerin, die kurze Zeit hier auf blogger.de ihren Blog führte. Plötz­lich und uner­wartet wurde auch ich Objekt ihrer chaoti­schen Kritik. Plötz­lich war nichts mehr von ihr zu lesen, der letzte Beitrag sogar entfernt. Und nun habe ich Angst, sie könne sich dem Mann vor der Moschee an den Hals geworfen haben. Ich werde es wohl nie heraus­finden. Es ist eigent­lich schade. Der Streit war völlig über­flüssig. Viel­leicht liest sie dies und meldet sich noch einmal. Viel­leicht reakti­viert sie ihren Blog wieder, schließ­lich war er inter­essanter als viele anderen. Und eine gewisse Kontro­verse ver­größert doch den Leser­kreis. [1]

Im letzten Falle bin ich selbst gestorben. Eines Tages wollte ich wissen, was die Menschen in der Straßen­bahn so hin und her schieben, habe mich bei Candy Crush auf Ebene 160 hochge­spielt und dann aufgehört. Und obwohl die Kommuni­kation dort auf wenige Standard-Meldungen einge­schränkt ist, manche sogar meinen, die Mit­spieler seien vom Computer simu­liert, habe ich ständig auf die Hilfe anderer gewartet und sie auch erhalten, weil ich ihnen meiner­seits half weiter­zukommen. Als ich aufhörte, fehlte mir etwas. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, die noch aktiven Spieler allein gelassen zu haben. Auch könnten sie meinen, ich sei gestorben.

[1] Was ich hier geschrieben habe, ist schon ein paar Tage alt. Und eben sehe ich die Mohamme­danerin wieder in der Liste der letzten Ände­rungen. Sofort hatte sie zehn Klicks von blogger.de zu ver­zeichnen, doch konnte ich keine inhalt­liche Änderung erkennen. Viel­leicht war es wieder eine Löschung.

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Es reicht
Ich bin noch mit dem Caffee-Lied [1] groß geworden, hielt den Musel­mann [2] ausschließlich für einen Moslem und den Islam für säbel­rasselnd. Später war ich fromm, fühlte mich den muslimen Weinbau­studenten im christ­lichen Schulungs­heim näher als den Heiden und durfte auch einen streng­gläubigen Moslem kennen­lernen. Daß ich dem Islam nun nichts mehr abge­winnen kann, liegt nicht an meinem Abfall vom Glauben, auch nicht an fünfzig Jahren Terro­rismus, denn ich bin zu reali­stisch oder auch misan­throp als daß mich ein paar tausend Tote beein­druckten. Es liegt auch nicht an den immer zahl­reicher werden­den Türken, Syrern, Rauschel­bärten, schon gar nicht an den Kopf­tuchträ­gerinnen.

Was also ist es? Zum einem sind mir Volks­gruppen zuwider, die nur sich selbst als Menschen sehen und auf andere herab­blicken. Zum anderen ist es die mir durch ständige Eska­paden, Extra­würste, Diskus­sionen und Bericht­erstattung gestoh­lene Aufmerk­samkeit. Zum dritten die deutsche Nach­giebig­keit und falsche Toleranz, unsere Entschul­digung unzivi­lisierten Verhal­tens als Ausdruck einer anderen Kultur. Und zum Schluß die Herab­würdigung derer, die Fehl­entwick­lungen beim Namen nennen und unsere Zukunft gefährdet sehen. [3]

Naturgemäß kam es zu Gegen­reaktionen. Die AfD erhielt viele Stimmen, es folgte der Koali­tions­zirkus. Man mag auf AfD-Wähler schimpfen, verant­wortlich aber sind Politiker, Journa­listen und Gut­menschen, die uns in diese Situa­tion brachten. Wir können uns kein neues Volk schaffen, aber unser Zusammen­leben nach unserem Geschmack gestalten. Und dazu gehört neben der Offen­heit gegen­über Flücht­lingen auch die Beibe­haltung moderner Errungen­schaften. Es gibt keinen Grund, voll Beklei­dete ins Becken springen zu lassen, Poly­gamie und Kinder­ehen zu akzep­tieren, Auslän­der von Metoo zu befreien, öffent­liche Plätze aufzu­geben und Minde­rbegabte durch­zuwinken.

Doch der Titel meines Beitrages bezieht sich nicht darauf, von alle­dem die Nase voll zu haben. Vielmehr reicht es mir, mich beständig über laute Prediger, keifende Klage­weiber, Fahnen­verbrenner und junge, männliche, arabische Namens­moslems zu beklagen, die den Untergang des Männer­friseurs verhin­dert haben. Es gibt genug, die das für mich erle­digen. Auch deshalb verstehe ich, wenn selbst inte­grierte und vorwie­gend ungläu­bige Moslems von der Dauer­kritik an ihren Lands­leuten genervt sind, obgleich es mich nicht per­sönlich trifft, wenn Deutsche als Nazis diffa­miert werden.

Ich möchte nicht wegen Einlas­sungen zum Islam zu Mißver­ständ­nissen Anlaß geben, die gar nicht ausge­räumt werden wollen. Ich möchte im Moslem oder Flücht­ling weiter­hin den normalen Menschen sehen, der wie ich an einem beschau­lichen und zivili­sierten Leben inter­essiert ist und nicht mehr unan­genehme Seiten hat als alle anderen auch. Ich möchte weiter­hin keine Will­kommens­feste feiern, wenn ein Fremder nebenan einzieht, aber auch keine drei Kreuze schlagen, wenn er wieder ver­schwindet. Ich möchte einfach Norma­lität. Deshalb werde ich mich in diesem Blog wieder anderen Dingen zuwenden.

[1] Karl Gottlieb Hering: C-a-f-f-e-e. Kanon zu 3 Stimmen. "C-a-f-f-e-e, trink nicht so viel Caffee, nicht für Kinder ist der Türken­trank, schwächt die Nerven, macht dich blaß und krank, sei doch kein Musel­mann, der ihn nicht lassen kann." aus Das große Lieder­buch, Lizenz­ausgabe des Deutschen Bücher­bundes. Türken kommen nur inso­fern vor, als daß die in meinen Augen schöne Kaffee-Kultur von den Osmanen über­nommen wurde. Kinder sollen den Kaffee meiden, denn er mache schwach. Zu beanstanden bleibt, daß den Muse­lmännern ange­sichts ihres ausgie­bigen Kaffee-Genus­ses unter­stellt wird, die zum Ver­zicht nötige Stärke nicht aufzu­bringen. Mög­licher­weise hat auch dieses Lied dazu bewogen, einen Schwäch­ling als Musel­mann zu bezeich­nen. So nannten KZ-Häft­linge ihre völlig abge­mager­ten Mitin­sassen. Doch schon vor dem Drit­ten Reich galt dieses Wort nicht mehr als korrekt. Der von Musik­lehrern so geliebte Kanon ver­schwand aus den Lieder­büchern.
[2] "Muselmann" kostet 1200 Euro. Merkur.de, 19.08.2009. Ob die 1200 Euro für ein veral­tetes Wort oder dessen Verwen­dung während der NS-Zeit fällig wurden, bleibt leider offen. Eine gewisse Abschät­zigkeit ist mehrere Jahr­hunderte nach Lessing jedoch nicht zu leugnen.
[3] Peter Grimm: 5 Minuten Rechts-Kunde mit Henryk M. Broder. Achgut, 10.12.2017. Der darin unschein­bar ver­linkte Film ist auch unter Youtube zu sehen. Darin läßt Henryk M. Broder durch­blicken, daß auch ihn die stän­dige Diffa­mierung ermüdet.

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Durchwinken
Bald ist es wieder Zeit für eine Silvester­feier vor dem Kölner Dom. Dort können Nafris erneut zeigen, wem öffent­liche Plätze gehören und Femi­nistin­nen vor weißen Männern schützen. Wie letztes Jahr wird die Polizei etwas genauer hin­schauen und viel­leicht wieder Unschul­dige ein­kesseln, nachdem die Stra­tegie vor zwei Jahren nicht aufging: Nicht so genau hin­sehen, um nicht in die Schlag­zeilen zu geraten und die Krimi­nellen­quote niedrig zu halten. Einige sind bereits abgewählt.

In dieses Bild passen auch Berichte aus einer Berliner Polizei­schule, in der hoffent­lich keine Sauf- und Bums­gelage in fremden Bundes­ländern auf dem Lehr­plan stehen, aber Gruppen, wenn nicht Banden orien­tali­scher Her­kunft oder Fami­lien durch­gewunken werden, um sodann auf unseren Straßen unge­bildet und vorein­genommen für Recht und Ordnung zu sorgen.

Soweit meine Phan­tasie zu den Zeitungs­berichten. Die Rea­lität wird zumeist schlichter sein. Möglicher­weise in dem einen oder anderen Punkt auch bru­taler. Und ich erwähne dies vorweg alles nur, weil ich hier meinen persön­lichen Ärger mit dem Durch­winken minder­begabter Aus­länder nieder­schreiben möchte.

Ich bin kein Freund der Teamarbeit und war froh, wegen ungerader Anzahl ein Prak­tikum allein durch­ziehen zu dürfen. In den übrigen fünf hatte ich es mit sechs Partnern zu tun, vier Deutsche, zwei Aus­länder. Mit den Deut­schen gab es keine Probleme. Sie hatten ihren Anteil erledigt und ihre Proto­kolle eigen­ständig gefertigt.

Zunächst die Frau: Auf den Fluren sitzen viele strebsame Lands­leute, um zu promo­vieren oder zu forschen. Manche sprechen nur schlecht deutsch, doch englisch reicht in diesem Bereich voll­kommen aus. Sie dagegen muß von einer Fach­schule für Funk­tionärs­kinder gekommen sein. Ihr Deutsch war bescheiden, und vom Angebot der eng­lischen Sprache wollte sie wegen noch schlech­terer Kennt­nisse keinen Gebrauch machen. Auf die Frage, welche Strah­lungsart vorliege, konnte sie nicht antworten, und malte nur ein Alpha auf das Papier, was sie nach einem skep­tischen Blick um 90 Grad zum Gamma drehte.

Wenige Wochen später standen wir wegen man­gelnder Vorbe­reitung vor dem Raus­schmiß. Dann gab sie auf. Ich mußte die Arbeit über­nehmen und wurde schließ­lich einer anderen Gruppe zuge­schlagen. Doch an einer Stelle blieb ich hart. Es war eine einfache Aus­gleichs­rechnung samt bild­licher Dar­stellung. Das hat sie dann den Betreuer machen lassen, worauf­hin ihr die eine Hälfte des Prak­tikums beschei­nigt wurde. Sie voll­ständig durch­zuwinken ging ja wegen Total­ausfalles nicht.

Nun der Mann: Auch für den Betreuer mußte klar sein, daß er man­gelnde Kennt­nisse hinter schlech­tem Deutsch verbarg und die flüssig les­baren Zeilen offen­sicht­lich kopiert waren. Natür­lich erhiel­ten wir die Gelegen­heit zur Kor­rektur. Und obwohl ich meinen Teil schon lange erledigt hatte, mußte ich den ganzen Scheiß nicht nur sprach­lich, sondern auch inhalt­lich über­arbeiten. Schließ­lich wünschte sich der Betreuer ein wei­teres Dia­gramm mit dem Ergebnis, daß ich es anfer­tigen und mich dazu in ein Daten­analyse­programm einar­beiten mußte. So waren wir beide erfolg­reich.

Bei der Dame hat mich nur gewundert, daß sie angeblich bereits eine Veran­staltung für Fort­geschrit­tene besucht und bestan­den hat. Wie kann das sein? Gut­mütig wie ich bin, konnte ich ihr nur den Rat geben, von vorne mit den Grund­lagen neu zu begin­nen. Und der Herr hatte nach seinem Bekun­den bereits den Bachelor­grad mit der Note 1,3 erreicht. Wie steht das im Ein­klang mit dem, was ich erleben durfte?

Es reicht

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Hissa Hilal
Eines Tages hatte Unitymedia mir die letzten analogen Sender gestri­chen. Durch meinen Miet­vertrag gebunden konnte ich nicht kündigen. Ein halbes Jahr hielt ich durch, dann habe ich mir einen HD-Empfänger mit Scart-Kabel für meinen Zwanzig­zöller gekauft. Nach dem Suchlauf "zappte" ich durch die Programme und blieb beim Qua­litäts­sender Arte hängen, wo ein gespen­stisches Bild mich fesselte. Lange Gestalten in weißen Tücher wie Außer­irdische standen herum. Es dauerte eine Weile bis ich die um eine Quarte [1] zu hoch darge­stellten Menschen als Araber identi­fizierte. Dann sah ich auch eine Bolly­wood-Frau durch das Bild turnen, wahr­schein­lich die Modera­torin. Und ganz zum Schluß abseits am Bühnen­rand ein schwar­zes Gespenst mit einem goldenen Draht­geflecht in der Hand. Ich dachte, sie sei die ara­bische Uschi Siebert und müsse gleich den Preis herein­tragen. [2] Doch war sie die erste Frau, die jemals das Finale der Sendung "Milion's Poet" erreichte, wohl Dieter Bohlen für Araber mit Text statt Musik.

Ihr Name ist Hissa Hilal, sie schreibt mir unbe­kannte Gedichte, auch gegen die Obrigkeit. [3] Nach vielen Jahren hatte ihr Mann die Aus­reise zum Wett­bewerb gestat­tet. Kaum einer hat je von ihr mehr gesehen als ihre Augen, obgleich sie für eine Ehrung in der Schweiz den Gesichts­schleier ablegen mußte. Ich gehe davon aus, daß sie sich nicht wegen ihres Mannes oder ihrer Kinder bedeckt, nicht zum Schutz vor Verfol­gung, sondern aus Über­zeugung. Hätte ich ein Leben lang meine Kopf­behaarung unter einem Turban verborgen, würde ich ihn auch nicht in der Öffent­lichkeit ablegen, wie ich auch eine Ein­ladung zur Blog­lesung ausschlagen müßte, fände sie am FKK-Strand statt.

Das war im Jahre 2010. Zwischen­zeitlich hat sich in ihrem Teil der Welt für unsere Augen wenig geändert. Ganz allgemein und mit Blick auf die gesamte Mensch­heit bin ich aber zuversichtlich. Der Islam und Arabien haben sich derart in den Vorder­grund gedrängt, daß nur noch wenig einer orien­tali­schen Ver­klärung unter­liegt. Der Zahn der Zeit nagt auch an Arabien. Die Vorzüge der Zivili­sation werden sich schneller durch­setzen als das Öl versiegt. Der Islam ist ent­zaubert, die neueste Inti­fada ein Papier­tiger [4].

[1] Wenn ein 9:16-Bild 3:4 darge­stellt wird, ist es um (3/4)/(9/16)=4/3, also eine Quarte zu hoch.
[2] Die lang­järige Assis­tentin von Hans-Joachim Kulen­kampff, dem Thomas Gott­schalk der sech­ziger Jahre.
[3] Das ist wohl auch besser so. Wahr­schein­lich würden ihre Gedichte mich aufregen.
[4] Worte des Vorsitzenden Mao Tse-Tung. Verlag für fremd­sprach­liche Literatur, Peking, 1967, erste Auflage. Seite 86: Alle Reak­tionäre sind Papier­tiger. Dem Aussehen nach sind sie furcht­erregend, aber in Wirk­lichkeit sind sie nicht gar so mächtig. Auf lange Sicht haben nicht die Reak­tionäre, sondern hat das Volk eine wirk­lich große Macht.

Fernsehen

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Berlin, Jerusalem
Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen. Sie wurde aber erforder­lich, da die ins gelobte Land flüch­tenden DDR-Bürger als einhei­mische Deutsche gesehen wurden. Sie mußten kein Asyl bean­tragen, wurden nicht abge­schoben. Ich war immer dafür, die DDR völker­rechtlich anzu­erkennen und ihr das Subven­tions­grab West-Berlin zu schenken. So wären zwei deutsche Staaten ent­standen, einer mit der alten Haupt­stadt Berlin, einer mit der neuen Bonn. Doch hat man es auf Konfron­tation angelegt, den Osten ins wirt­schaft­liche Abseits gedrängt und mit der Wieder­vereini­gung Glück gehabt. Kaum einer hatte Skrupel, den Schwä­cheren einfach das wenige zu nehmen, was sie noch hatten. Es ist der Fried­fertig­keit der Sowjet­union zu verdanken, daß alles glimpf­lich über die Bühne ging. Zum Dank setzt man mit Hilfe der abtrün­nigen Vasallen den Druck auf das verblie­bene Rußland fort.

Fragt man einen normalen Menschen nach der israeli­schen Haupt­stadt, wird er Jeru­salem nennen. Wer die Bibel nur ansatz­weise gelesen hat, wird diese Stadt nicht für baby­lonisch, römisch oder britisch halten, sie nicht den Kreuz­rittern zurechnen und auch nicht einer der ständig sich ablö­senden Muslimen­gruppen. Ein denkender Mensch wird auch nicht glauben, daß Juden und Palästi­nenser in einer geteil­ten Stadt dauer­haft in Frieden neben­einander leben werden. Das kann nur mitein­ander gelingen, andern­falls die sich kanin­chenhaft vermeh­renden Palästi­nenser vom Waden­beißen wieder zum offenen Kampf über­gehen. Die Ein­schnürung des israe­lischen Staats­gebietes durch das West­jordanland und eine Demar­kations­linie durch Jeru­salem sind dann eine Schwäche.

Es ist hart, eine friedliche Zukunft nur auf Kosten der Palästi­nenser für möglich zu halten. Ange­sichts ihres Verhal­tens sehe ich aber keine andere Lösung. Wenn muslime Gruppen die Ober­hand gewin­nen, ist es mit dem fried­lichen Zusammen­leben von Christen, Juden und Moslems vorbei. Es war nicht ein singu­läres Ereignis, ein seltener schwarzer Schwan, der im Libanon einen Bürger­krieg lostrat. [1] Unbe­stimmt war allen­falls der Zeitpunkt, nachdem die Christen durch Auswan­derung und geringe Ferti­lität ihre Mehrheit abgaben. Israel und die Welt sind gut beraten, der Vernunft, der Zivili­sation, den Fried­fertigen eine bestän­dige Über­macht zu sichern. Irgend­wann werden es auch die anderen würdigen und nicht mehr wehmütig an eine Zeit denken, da sie die führenden Terro­risten und RAF-Aus­bilder waren.

[1] Nassim Nicholas Taleb: Der Schwarze Schwan – Die Macht höchst unwahr­schein­licher Ereig­nisse. Bücher­gilde Guten­berg, Frankfurt. Taleb ist Sohn eines einfluß­reichen libane­sischen Politi­kers, der die Zukunft des Landes nicht besser habe ein­schätzen können als ein Taxi­fahrer. Das mag zutreffen für die Vorher­sage singu­lärer Ereig­nisse, an denen ein Bürger­krieg losbricht. Die Span­nungen und Menta­litäten der scheinbar friedlich zusammen­lebenden Gruppen sind aber erkennbar angelegt. Sie sind nicht die schwarzen Schwäne, keine zufäl­ligen extremen Zie­hungen aus einer zu breiten Vertei­lung, die einen fälsch­lich ange­nommenen Erwartungs­wert verhageln.

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Planetengeschlecht
Der Mensch verspürt das unstill­bare Verlangen, alles in zwei Grup­pen zu tei­len, in Wahr­heit und Lüge, in gut und böse, in männ­lich und weib­lich. Wenn diese Willkür als Yin und Yang aus Asien daher­kommt oder in den eige­nen Kram paßt, heißt sie nicht dua­li­stisch, sondern beschö­ni­gend polar und ist in einem schlich­ten Welt­bild will­kom­men. In der Opfer­rolle zwi­schen den Ge­schlech­tern aber wird in letz­ter Zeit der nor­male Mensch als bipo­lar diffa­miert. Durch die im Kern pleo­nasti­sche Wort­bil­dung soll wohl eine Reduk­tion der ver­meint­li­chen Viel­falt auf zwei Pole ange­deu­tet wer­den. [1] Und es wird den selbst­erwähl­ten Geg­nern vor­gewor­fen, ihr Den­ken auf diese zwei Pole zu be­schrän­ken, ein streng dua­listi­sches Welt­bild zu haben, das andere Mög­lich­kei­ten leugnet.

Natürlich ist dualistisches Denken zumeist nicht ange­mes­sen. Eine Zwei­tei­lung kann aber das Den­ken ver­ein­fachen. [2] Auf der ande­ren Seite ziehen manche ihr gan­zes Selbst­bild aus dem Glau­ben, daß diese Zwei­tei­lung falsch, unvoll­stän­dig, über­lap­pend, unsym­me­trisch, unge­recht, gemein oder weiß sei. [3] Dabei ist es ganz nor­mal, Ord­nung, Über­blick und begriff­li­che Klar­heit in einen gro­ßen, kaum über­schau­baren, viel­leicht sogar unend­li­chen Bereich zu brin­gen, indem zu­nächst große Teile ausge­son­dert wer­den. Die mögen sich als über­lap­pend und un­voll­stän­dig erweisen, erleich­tern aber die Be­trach­tung des mög­licher­weise sehr inter­es­san­ten Restes. [4]

Bei der Aufteilung der Planeten in männ­liche und weib­liche gibt es ein Pro­blem: Nur zwei der zuge­ord­neten Götter, näm­lich Luna und Venus sind weib­lich. Außer­dem sind ihre Num­mern 7 und 5 unge­rade, also nach der allge­mei­nen Auf­fas­sung männ­lich. Eine Zwei­tei­lung schei­det wegen der Sie­ben­zahl so und so aus. Doch das hielt Astro­logen, Anthro­poso­phen und andere Spin­ner nicht von einer Auf­tei­lung ab, gerne in Form von Hexa­gram­men. Die beste­hen aus einem männ­lichen Drei­eck, dessen Spitze symbol­träch­tig in den Him­mel ragt, und einem nach unten wei­sen­den weib­li­chen mit eben­sol­cher ein­deu­tiger Sym­bo­lik, die vor dem Zeit­alter der Intim­rasur kei­nem erklärt wer­den mußte.
        1-So                     Ma-rot
         /\                        /\
6-Ve____/__\____4-Sa    So-ora____/__\____Mo-vio
    \  /    \  /              \  /    \  /
     \/      \/                \/      \/
     /\      /\                /\      /\
    /__\____/__\              /__\____/__\
9-Ma    \  /    3-Ju    Me-gelb   \  /    Ju-blau
         \/                        \/
        2-Mo                     Sa-grün
Im linken Hexagramm wurde der Saturn weib­lich gemacht. [5] Merkur fehlt und wird gerne mit der Nummer 5 in die Mitte gestellt. Und es wurde neu nume­riert, weil 1, 3, 9 männ­lich und 2, 4, 6 weib­lich sind. Merkur wäre damit männ­lich und kein Herm­aphro­dit ☿. Die 7 und die 8 fehlen, und Mars hat die 9 des auf­rech­ten Man­nes im Kon­trast zur kopf­stehen­den 6 der Venus. Die Anthro­poso­phen unter­neh­men wie im rechten Dia­gramm keine beson­de­ren Anstren­gun­gen und sehen abwei­chende Zuord­nun­gen nicht als Makel, son­dern als Viel­falt. [6] Für sie sind die Spek­tral­far­ben wich­tiger als Zah­len und Ge­schlecht. Deshalb fehlt die Venus, der aber indigo zuge­ord­net wird. Was ein Armuts­zeugnis!

Von diesem Zeug allgemein durch­gesetzt hat sich ledig­lich die Zuord­nung von Venus und Mars auf die Geschlech­ter weib­lich und männ­lich, die deshalb auch mit den Sym­bo­len für diese bei­den Plane­ten be­zeich­net we­rden. Mit der vermeint­li­chen Auf­lö­sung der Ge­schlech­ter ent­stand natür­lich das Bedürf­nis, den neuen Klein- und Phan­tasie­grup­pen Sym­bole zuzu­ord­nen. Für sie und die Zwei-, Drei- und Mehrfach­bezie­hun­gen unter­ein­ander gibt es eine schier end­lose, die Alche­mi­sten fast in den Schat­ten stel­lende Fülle von Sym­bo­len, die es gro­ßen­teils sogar in den Uni­code ge­schafft haben. [7]

Einigermaßen vernünftig erscheint mir das Bemü­hen, aus den be­kann­ten Pla­neten­sym­bolen eines auszu­wäh­len, unter dem alle zusam­men­fin­den kön­nen, die sich zumin­dest nicht dauer­haft ein­deu­tig dem Mars oder der Venus zuord­nen wol­len. Zu­nächst kommt die Erde zwi­schen Venus und Mars in Be­tracht. Für sie gibt es zwei Zei­chen. Da das astro­logi­sche Zei­chen wie das der Venus auf dem Kopf aus­sieht, kommt mehr das astro­nomi­sche in­frage, ein Kreis mit einem Kreuz in Form eines Plus­zei­chens darin. [8] Doch auch Merkur ist ein guter Kandi­dat. Sein Zei­chen ☿ ergänzt das der Venus um eine Schüs­sel auf dem Kopf, die Flügel dar­stel­len soll. Das Metall des Mer­kur ist das Queck­sil­ber, das so fluide ist wie manche gerne ihr Ge­schlecht sehen.

Zwar können vier Typen durch Ankreuzen oder Frei­las­sung von zwei Fel­dern für männ­lich und weib­lich unter­schie­den wer­den, wodurch die vier Codes der inter­natio­nalen Norm abdeck­bar sind, doch ist es wohl nicht zumut­bar, erlaubt oder inhalt­lich ange­mes­sen, bei­des anzu­kreu­zen. [9] Des­halb hat ein deut­sches Gericht eine wei­tere Option gefor­dert. Wieder einmal wurde bis zu einer sol­chen Ent­schei­dung gewar­tet, statt im Vor­feld über­le­gen zu han­deln, näm­lich das Ge­schlecht aus dem Gebur­ten­regi­ster zu strei­chen. Für Sta­tisti­ken muß man es so und so erfra­gen, und in der ge­schlechts­sensi­tiven For­schung gibt man sich schon lange nicht mehr mit zweien zufrie­den. So wird alles wei­tere Blüten trei­ben, und es wer­den sich mehr oder min­der die glei­chen Sek­tie­rer gegen jetzt für pro­gres­siv gehal­tene Bezeich­nun­gen wie MC für „male changed to female“ wenden.

[1] Natürlich gibt es auch Quadru­pole und die Suche nach den magneti­schen Mono­polen. Ohne Zusatz aber meint polar immer zwei Pole.
[2] Am liebsten ohne Rest und ohne Über­lappung. Der Höhe­punkt besteht darin, wenn die beiden Klas­sen auch noch bijek­tiv unter Erhal­tung grund­legen­der Bezie­hun­gen aufein­ander abge­bi­ldet werden können.
[3] Die Aufteilung der ganzen Zahlen in posi­tive und nega­tive ist auch nicht gerecht. Die Multi­plika­tion führt aus den positiven nicht heraus, aus den nega­tiven aber schon.
[4] Es ist nicht nur legi­tim, sondern nahe­lie­gend, unter allen Grup­pen nur die endli­chen zu betrach­ten und unter die­sen nur die ein­fachen, in denen man mehrere sog. Fami­lien mit beson­de­ren Eigen­schaf­ten fin­det. Es ist kein Problem, wenn diese Fami­lien sich über­lap­pen. Und sehr, sehr inter­es­sant sind die 26 spora­di­schen Gruppen, die keiner dieser Fami­lien ange­hören.
[5] Pilecki, Michael: Der Kosmos in den Zahlen. One World Verlag, Berlin.
[6] Peter, Wolfgang: Sieben Planeten. Anthrowiki.
[7] Das muß nicht beun­ruhigen, denn im Unicode gibt es auch Gesich­ter und Men­schen aller Art in mehre­ren Haut­far­ben (neu­tral ist gelb wie die Simp­sons), Grinse­monde, Ham­bur­ger und Scheiß­hau­fen.
[8] Die Symbole ♁ und ⊕ bezeich­nen die Erde. In der Astro­no­mie wird gerne letz­te­res ver­wendet.
[9] ISO 5218 kennt männ­lich (1), weib­lich (2), unbe­kannt (0) und unzu­tref­fend (9). Die alten IBM-Menü-Akro­ba­ten würden sagen: Nine wie nein, ich weiß nix oder will mich nicht fest­le­gen. Wie­der sind die Ameri­ka­ner an­ders, mögli­cher­weise voraus: M, F, U, H, A, MP, FP, MC und FC.

2 | Zahlgeschlecht | Planetenwoche

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Regenbogen
Man kann es unseren frühen Vorfahren nicht verdenken, wenn sie am Himmel eigen­artige Gestalten und in den Wandel­sternen Götter sahen oder auch umgekehrt. Für die vielen Geschich­ten um Götter, Halb­götter, Titanen, Helden und Frauen interes­siere ich mich nicht. Für die Reihen­folge der Planeten auch nur wegen ihres Fort­bestandes bis in die heutige Zeit. Ihre Bedeu­tung in der Astro­logie liegt auf der Hand. Zwar hat man mit den sieben Wandel­sternen und den zwölf Stern­bildern das gleiche Zuord­nungs­problem wie mit hepta­tonischen Ton­leitern auf die zwölf Halbtöne der Oktave, doch mit einem ausrei­chenden Maß an Willkür gelingt das. Ebenso die Abbildung auf die vier Elemente oder die sechs Ecken eines Hexa­grammes mit dem auf­rechten männ­lichen und dem abwärts zeigenden weib­lichen Dreieck.
1 - Saturn  - Saturn  - Chronos   - Pb - Blei        - ♄
2 - Jupiter - Jupiter - Zeus      - Sn - Zinn        - ♃
3 - Mars    - Mars    - Ares      - Fe - Eisen       - ♂
4 - Sonne   - Apollo  - Helios    - Au - Gold        - ☉
5 - Venus   - Venus   - Aphrodite - Cu - Kupfer      - ♀
6 - Merkur  - Merkur  - Hermes    - Hg - Quecksilber - ☿
7 - Mond    - Luna    - Selene    - Ag - Silber      - ☽
Beziehungen zu Edelsteinen, Getreiden, Charak­teren, Organen, Bäumen, Chakren, aber auch Geschlech­tern und Farben wurden erst spät, will­kürlich und unein­heitlich erfunden. Mir ist keine schlüssige Abbildung zwischen den sieben Gestirnen und den Spektral­farben bekannt, bemerkens­wert aber ist deren Sieben­zahl, obgleich ich mit den meisten Menschen nur sechs Farben sehe, nämlich rot, orange, gelb, grün, blau und violett. Es gehört zu den minder über­zeugenden Leistungen des Isaak Newton, eine siebte Farbe indigo zwischen blau und violett einge­schoben zu haben. [1] Wahr­scheinlich wollte er unbedingt die Sieben­zahl erreichen. Da für ihn die Sonne und der Mond keine den Planeten gleich­gestellten Wandel­sterne mehr waren, orien­tierte er sich wohl mehr an den sieben Inter­vallen einer Oktave. Viel­leicht erkannte er bereits, daß indigo und orange wenig eigen­ständige Bedeu­tung zukommt und legte sie auf die Halbtöne e-f und h-b. So wurde d-e-f-g-a-b-c-d zu rot-orange-gelb-grün-blau-indigo-violett. [2]

Auch ohne Physik kannte man die Abfolge aus der Wahr­nehmung und dem Regen­bogen, obgleich man noch nichts von den drei verschie­denen Zapfen im Auge wußte, schon gar nicht von der Blau­empfind­lichkeit der roten, wodurch die Purpur­gerade nicht nur die Enden des Spek­trums mischt, sondern den Farb­kreis zu schließen scheint. Da es bei der Farb­wahr­nehmung nicht nur um Physik und Druck­technik geht, ist es durchaus ange­messen, im täg­lichen Leben die zwei Komple­mentär­paare rot-grün und blau-gelb als Grund­farben zu sehen. Kein Künstler kann mit seinem konstru­ierten Farbkreis dagegen anstinken. Das sind alles Halb­heiten zwischen gesunder Empfin­dung und korrekter Farb­metrik. [3]

In den Fahnen der Friedens­bewegung finden sich oft sieben Spektral­farben, zumeist im kriti­schen Bereich von grün bis violett recht ungenau, wenn nicht falsch und zumeist recht blaß. [4] Das fand ich immer schon häßlich und naiv zugleich. Dagegen ist die Fahne der Homo­sexuellen mit nur sechs Spektral­farben die reinste Augen­weide. Die Farben sind gesät­tigt und setzen sich klar vonein­ander ab. Außerdem ist die Reihen­folge der am Himmel sicht­baren Farben des Regen­bogens beachtet.

[1] Einer meiner verschol­lenen Duden-Bände ließ sich lange über die vielen Grüntöne der Indianern aus. Sie hatten dafür viele Namen, doch keine anderen Augen und wohl auch keine anderen Regen­bogen­farben als wir.
[2] Für Deutsche ist b ein h.
[3] Will man mit den wenigen Woll­farb­stoffen einen Bade­mantel in der Farbe des synthe­tischen Bikinis färben, kommt man mit dem Tusch­kasten eines Künst­lers kaum ans Ziel. Mit Farb­metrik, Spektro­skopie und dem Lösen von drei Glei­chungen mit drei Unbe­kannten aber geht es recht flott.
[4] Ich hoffe, es ist noch poli­tisch korrekt, in rosa ein weiß verhülltes rot zu sehen. Und in braun ein schwarz verhülltes?

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