Transe
Im zarten jugend­lichen Alter, also bis zum Ende meines 20. Lebens­jahres [1] dachte ich, Transen seien als Frauen ver­klei­dete Männer. Später erkannte ich, daß es umge­kehrt nicht nur Mann­weiber gibt, sondern auch Frauen, die gerne ein Mann wären. Es blieb die Frage, ob Trans­frauen Männer oder Frauen und umge­kehrt Trans­männer Frauen oder Männer waren oder wurden. Nun hat es sich geklärt: Wer von A nach BA wech­selt ist Trans-B, nicht Trans-A. Modern gespro­chen: Alle Trans-Cs sind Cs. Und wirk­lich korrekt: Es gibt keine Trans-Ds, nur Ds. Auch als Cis-E darf keiner diffamiert werden, nur weil er noch keine Neu­eti­kettie­rung hinter sich hat. Durch ein Verbot der Vor­sätze cis und trans [2] wären viele Pro­bleme umschifft: Wer von A nach BA und zurück nach A wechselt, wäre dann weder Cis-A-ler, noch Trans-A-ler oder gar Retro-A-ler, sondern einfach ein* A-ler*in.

Nach einer Abstimmung des Repräsentantenhauses von Indiana wurde die Ent­schei­dung für π=3,2 oder ähn­liches auf Eis gelegt. [3] Sonst wären die Amerikaner möglicherweise nicht nur wegen Pfund pro Quadrat­zoll auf dem Mars zer­schellt. Wenn nunmehr bestimmt wird wird, daß nur der als Frau oder Mann ange­spro­chen werden darf, der sich das weib­liche bzw. männ­liche Geschlecht zu­spricht, dann bleibt wohl nichts anderes, als sich für das wahre Geschlecht neue Bezeich­nungen auszu­denken, auch wenn sie nur noch im Unter­grund ausge­spro­chen werden können.

Ganz unerwartet tut sich mir aber eine neue Ein­nahme­quelle auf: Ich beschwere mich massen­weise bei Gewerbe­trei­benden über schlechte Behand­lung oder Produkte und hoffe darauf, daß auf­grund meines Namens wei­terhin ein erheb­licher Anteil mich als Frau anredet. Dann ist ein hoffent­lich an mich zu zah­lendes Buß­geld fällig. [4] Aber das wird wohl nicht klappen, weil dann auch der letzte anstän­dige Mensch zu Hy oder Hallo übergeht, ohne mit mir im Sand­kasten gespielt zu haben. Auch den Vor­namen wird man sich ver­kneifen, denn er könnte sich geän­dert haben. [5]

[1] Eine Frage: Die Volljährigkeit wurde irgendwann auf 18 herab­gesetzt. Bin ich nun prolep­tisch drei Jahre weniger jugend­lich gewesen? Müssen Wahlen für ungültig erklärt werden, weil ich nicht abstimmen durfte? Wahr­schein­lich nicht. Es ist dem­nächst wohl ledig­lich verboten, mich als Per­son (m/w/d) zu outen, die mit 20 noch minder­jährig war. Vorsichtshalber könnte man mich Twen, davor Teen nennen. Noch besser wäre, ich könnte den am 1. Ja­nuar gebo­renen Horden gleich mein Alter und mein Geburts­datum frei wählen.
[2] Ich habe mir angewöhnt nicht nur wie in der Mathe­matik üblich Variable, son­dern auch wie in der Chemie cis und trans kursiv zu schrei­ben. Hier habe ich aus Gründen der Klar­heit beim Zusammen­treffen beider davon abge­sehen.
[3] Wikipedia. Indiana Pi Bill.
[4] Oder das Finanz­amt schickt mir einen Steuer­bescheid, der meines Wissens bei fehlerhafter Anrede ungültig ist. Hinzu käme ein saf­tiges Bußgeld.
[5] Wenn man sich mit dem Geschlecht auch den Namen ändern kann, warum dann nicht auch unter Beibehaltung des Geschlechtes, zum Beispiel von Adolf zu Olaf. Dann hätte sich mein Onkel nicht Addi nennen müssen.

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