Eaten und Drinken
In letzter Zeit habe ich mir unter Youtube einige Vorträge von Rudolf Taschner angesehen und darin zweimal seine Anmerkung gehört, daß Albert Einstein einen englisch­sprachigen Text des indischen Physikers Satyendranath Bose gerne ins Deusche übersetzt sah, damit die gesamte wissen­schaftliche Welt ihn lesen könne. Mit dem Dritten Reich ging auch Deutsch als Wissenschafts­sprache unter. Die internationale Verkehrssprache Englisch löste sie ab. Jeder sollte darin radebrechen können, vor allem im Ausland oder im Umgang mit Fremden. Ansonsten muß in Deutschland die deutsche Sprache ausreichen, denn wir leben nicht wie Bose in einer Kolonie mit fremder Amtssprache.

Wenn Jens Spahn bemerkt, daß Kellner zunehmend gar nicht mehr deutsch sprechen können, so mag das dem Wahlkampf geschuldet sein, spricht aber dennoch vielen aus der Seele, die sich auf Stellen nicht beworben haben, weil neben fließendem Deutsch auch gute Englisch­kenntnisse gefordert waren. Meine sind nicht berauschend, doch ausreichend zu erkennen, wie andere durch schnelles Gebrabbel darüber hinweg­täuschen. Sie sehen die Urknall-Theorie im Original und lachen einfach mit wie sie auch englische Lieder trällern, ohne den Text je verstanden zu haben. Diese Angeber gab es schon immer. Vor dreißig Jahren lasen sie Gödel-Escher-Bach im Original.

Ich verstehe gut, wenn es Jens Spahn auf den Keks geht, mitten in Deutschland mit Dienst­leistern konfrontiert zu werden, die nicht in der Lage oder nur auf Wunsch bereit sind, deutsch zu sprechen. Es ist eine Unver­schämtheit, sich über Speisen und Getränke nicht eindeutig verständigen zu können. Auch einem englischen Mutter­sprachler wird es zumeist wohl nicht gelingen, toleriert es aber, weil er den Kellner für einen Deutschen mit schlechten Englisch­kenntnissen hält. Ich verkehre nicht in solchen Angeber-Lokalen, weshalb mir etwas anderes auf den Keks geht, nämlich Nachrichten im Internet, die mit belanglosen Bildern hinterlegt vorgelesen werden und dann verschwinden, weshalb ich nicht auf den Focus-Beitrag verweise, der durch drei beschämende Einlassungen politischer Gegner angereichert ist:

Die beiden Volker, Beck von den Grünen und Wissing von der FDP gehen nur unquali­fiziert am Thema vorbei. Meine Genossin Juliane Seifert allerdings hat wohl zuviel Struktura­lismus geraucht und schießt mit ihrer englisch­sprachigen Arroganz den Vogel ab: "I'm feeling so sorry for him. Poor guy." Wie soll man mit einer solchen Geschäfts­führerin einer zu großen Teilen gleichermaßen weltfremden Partei eine Wahl gewinnen? Mit dieser Überheb­lichkeit und Verachtung des mehrheitlich noch deutsch­sprachigen Wählers sicherlich nicht. Da hilft auch kein Gottkanzler.

[1] Spahn ist von Englisch sprechenden Kellnern genervt. RP Online, 12.08.2017.

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Dass diese Null-News es überhaupt in die Gazetten geschafft hat, ist wohl nur der Tatsache geschuldet, dass wohl grad kein Reptil in einen Badesee ausgebüxt ist.

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Aber es wurde an diesem Tage auch nichts interessanteres vermeldet.

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Moderne Fahrkarten-Automaten können in mehreren Sprachen verkaufen. Zur Auswahl reicht es, die eigene Flagge zu erkennen. Das ist schön und beim heutigen Stand der Technik auch kein großes Problem. Trotzdem erwarte ich, daß die Standard­sprache (für Leute, die meinen, englisch sei genauer: default language) Deutsch ist, sofern der Automat nach voran­gehender Bedie­nung in fremder Sprache wieder in den deut­schen Grund­zustand zurück­gekehrt ist, ich also nicht erst German, Alman oder Schwarz-Rot-Gold auswählen muß.

Nicht anders ist es mit Kellnern in Deutschland. Sie sollten ihre Gäste auf deutsch ansprechen, wenn sie nicht auf den ersten Blick oder bekannter­weise lieber anders parlieren möchten. Man mag es in "Irish Pubs" oder Hipster-Bistros mit Rücksicht auf die Ange­berei der Gäste abwei­chend hand­haben. Die Kritik von Jens Spahn zielt auch weniger auf Lokale mit erkenn­barem engli­schen Spleen, auch nicht unbedingt auf Kellner, die des Deut­schen nicht mächtig sind, sondern auf die sprach­liche Überheb­lichkeit der sich als Elite sehenden Hipster, obgleich er selbst als einer duch­gehen könnte, zumin­dest sein Ehemann. Ihm fehlt der Bart, seinem Mann nur die Brille.

Jens Spahn hat das in Nachgang noch einmal lang und breit erklärt. [1] Ich kann seine Abneigung gut verstehen. Vor Jahren ahmten viele mit einer blank polierten Kunst­glatze und Springer­stiefeln die echten Rechts­radikalen nach. Ich habe sie default­mäßig (dank Daten­verar­beitung fast ein deut­sches Wort) als solche angesehen, wollten sie doch genau diesen Eindruck erwecken. Hipster mit schwarz­gefärbten Haaren und Bart machen es mir etwas leichter. Zwar bilden harte Terro­risten die Vorlage dieser Weich­eier, doch neigen sie dazu, ihren Bart ordent­lich zu schneiden oder sich eine ebenso schwarze Horn­brille aufzu­setzen, für die man vor Jahren noch gemobbt wurde.

[1] Jens Spahn: Sprechen Sie doch deutsch! Zeit, 23.08.2017.

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