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Karfreitag, 16.05.1434
wuerg, 29.03.2013 15:30
Den Protestanten konnte man den Buß- und Bettag streichen, während die Katholiken selbst auf solchen Feiertagen beharren, deren Anlaß ich mir einfach nicht merken kann. Man kann das als Schritt in die richtige Richtung werten, als Befreiung des Staates von der Kirche und ihren Bevormundungen. In dieser säkularen Zukunft dürfen Gläubige natürlich weiterhin ihre Feste feiern. Gerne mag ihnen dazu das Recht verbleiben, der Arbeit unbezahlt fernzubleiben.
Rechtzeitig zu Ostern wollen Moslems wieder einmal in die andere Richtung, nämlich zwei eigene Feiertage. Wenn in Saudi Arabien der Übertritt zum Christentum nicht mehr mit dem Tode bestraft wird, Bibeln eingeführt, gedruckt oder gar verteilt werden dürfen und es noch genügend überflüssige katholische Feiertage im Tausch gibt, dann gerne.
Da hierzulande nicht nur fromme Protestanten am Buß- und Bettag von Schule und Arbeit befreit werden können, sondern auch Moslems zum Opferfest, fragt man sich, was denn die Stoßrichtung des medienwirksamen Herrn Aiman Mazyek und seines Zentralrates der Muslime ist. Soll über die formale Anerkennung als Feiertag hinaus die Mehrheitsbevölkerung zur Anteilnahme oder gar zu Arbeitsniederlegungen genötigt werden?
Inzwischen sind fünf Jahre vergangen, bald ist Karfreitag, 12.07.1439. Und pünktlich zu Ostern beginnt wieder die Feiertagsdiskussion. Hätte ich heute beim Kaffee nicht zur Frankfurter Rundschau statt zur Bildzeitung gegriffen, wäre sie dieses Jahr an mir vorübergezogen, zumal ich seit der letzten Wahl keinen Politiker mehr muslime Feiertage habe fordern hören. So verwundert nicht, daß in der Frankfurter Rundschau nur Reste der einstigen Vielfalt zu finden sind und der Schwerpunkt nun umgekehrt auf der Abschaffung christlicher Feste mit ihren Einschränkungen des täglichen Lebens liegt.
Ich habe nichts dagegen, wenn Katja Thorwarth [1] aus atheistischer Überzeugung die Abschaffung christlicher Feiertage fordert, weil die Christen ihre Zweidrittelmehrheit eingebüßt haben. Scheinbar konsequent fordert sie gleiches Recht für Christen, Moslems und Scientologen. Für besser hielte ich aber die Abschaffung des Religionsunterrichtes an öffentlichen Schulen und die Streichung der Religionsfreiheit, die über Meinungs- und Gedankenfreiheit hinaus nur abstruses Gedankengut vor Gegenrede und Missetaten vor Strafverfolgung schützt.
Wes Geistes Kind Frau Thorwarth ist, macht eine fette Zwischenüberschrift deutlich: „Pech: Islam ist weder evangelisch noch katholisch“. Will sie damit sagen, Sunniten und Schiiten hätten ein Anrecht auf Feiertage, solange sie Protestanten und Katholiken noch gewährt werden? Und sogleich bekommen auch Horst Seehofer und die CSU ihr Fett weg, die Schüler unter die Kruzifixe zwingen, aber Kopftücher nicht ertragen.
Um was geht es eigentlich? Um die generelle Abschaffung religiöser Feiertage, um das Abhängen von Kreuzen, gegen die CSU oder um die Liebe zu unseren abrahamitischen Brüdern, von denen die Juden natürlich nicht erwähnt werden? Oder ist es Haß auf die deutsche Gesellschaft, die noch immer so christlich geprägt ist, daß sie feiertägliche Einschränkungen und Haram-Gebimmel vom Kirchturm den einzig wahren Gläubigen zumutet? Mal sehen, wie es in abermals fünf Jahren, am Karfreitag, 15.09.1444 mitten im Ramadan aussieht.
[1] Thorwarth, Katja: Trennung von Kirche und Staat - jetzt. FR, 29.03.2018.
Reformationstag | Buß- und Bettag | Fronleichnam
Rechtzeitig zu Ostern wollen Moslems wieder einmal in die andere Richtung, nämlich zwei eigene Feiertage. Wenn in Saudi Arabien der Übertritt zum Christentum nicht mehr mit dem Tode bestraft wird, Bibeln eingeführt, gedruckt oder gar verteilt werden dürfen und es noch genügend überflüssige katholische Feiertage im Tausch gibt, dann gerne.
Da hierzulande nicht nur fromme Protestanten am Buß- und Bettag von Schule und Arbeit befreit werden können, sondern auch Moslems zum Opferfest, fragt man sich, was denn die Stoßrichtung des medienwirksamen Herrn Aiman Mazyek und seines Zentralrates der Muslime ist. Soll über die formale Anerkennung als Feiertag hinaus die Mehrheitsbevölkerung zur Anteilnahme oder gar zu Arbeitsniederlegungen genötigt werden?
Inzwischen sind fünf Jahre vergangen, bald ist Karfreitag, 12.07.1439. Und pünktlich zu Ostern beginnt wieder die Feiertagsdiskussion. Hätte ich heute beim Kaffee nicht zur Frankfurter Rundschau statt zur Bildzeitung gegriffen, wäre sie dieses Jahr an mir vorübergezogen, zumal ich seit der letzten Wahl keinen Politiker mehr muslime Feiertage habe fordern hören. So verwundert nicht, daß in der Frankfurter Rundschau nur Reste der einstigen Vielfalt zu finden sind und der Schwerpunkt nun umgekehrt auf der Abschaffung christlicher Feste mit ihren Einschränkungen des täglichen Lebens liegt.
Ich habe nichts dagegen, wenn Katja Thorwarth [1] aus atheistischer Überzeugung die Abschaffung christlicher Feiertage fordert, weil die Christen ihre Zweidrittelmehrheit eingebüßt haben. Scheinbar konsequent fordert sie gleiches Recht für Christen, Moslems und Scientologen. Für besser hielte ich aber die Abschaffung des Religionsunterrichtes an öffentlichen Schulen und die Streichung der Religionsfreiheit, die über Meinungs- und Gedankenfreiheit hinaus nur abstruses Gedankengut vor Gegenrede und Missetaten vor Strafverfolgung schützt.
Wes Geistes Kind Frau Thorwarth ist, macht eine fette Zwischenüberschrift deutlich: „Pech: Islam ist weder evangelisch noch katholisch“. Will sie damit sagen, Sunniten und Schiiten hätten ein Anrecht auf Feiertage, solange sie Protestanten und Katholiken noch gewährt werden? Und sogleich bekommen auch Horst Seehofer und die CSU ihr Fett weg, die Schüler unter die Kruzifixe zwingen, aber Kopftücher nicht ertragen.
Um was geht es eigentlich? Um die generelle Abschaffung religiöser Feiertage, um das Abhängen von Kreuzen, gegen die CSU oder um die Liebe zu unseren abrahamitischen Brüdern, von denen die Juden natürlich nicht erwähnt werden? Oder ist es Haß auf die deutsche Gesellschaft, die noch immer so christlich geprägt ist, daß sie feiertägliche Einschränkungen und Haram-Gebimmel vom Kirchturm den einzig wahren Gläubigen zumutet? Mal sehen, wie es in abermals fünf Jahren, am Karfreitag, 15.09.1444 mitten im Ramadan aussieht.
[1] Thorwarth, Katja: Trennung von Kirche und Staat - jetzt. FR, 29.03.2018.
Reformationstag | Buß- und Bettag | Fronleichnam
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Fußwaschung
wuerg, 28.03.2013 11:26
So ändern sich die Zeiten: Früher steigerte man seine Aussichten auf eine zumeist mit einem Geldgeschenk verbundene Fußwaschung durch Armut, Alter und einen guten Leumund, man war Priester, Pilger, zumindest frei von Fußkrankheiten. Heute geht es auch als Krimineller, vorzugsweise jung und von fremdem Glauben. Der normale Mensch hat wie immer keine Chance auf diese und andere Aufmerksamkeiten, will sie auch nicht.
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AM
wuerg, 25.03.2013 13:50
Als ich gestern meiner Fernbedienung freien Lauf ließ, blieb ich an einem Bild hängen: Ein A und ein M auf einem riesigen Metalladler an einer braunen Wand. Schon wieder ein Science-Fiction, in dem eine dunkle Macht mit übermächtigen Symbolen in tristen Bergwerken Menschen versklavt? Als ich dann die braunen Wohnzimmersessel vergangener Tage erblickte, hielt ich alles für eine abgedunkelte Variante von Günther Jauch. Vielleicht eine Veralberung? Da trat Raab ins Bild, und mir fiel wieder ein, daß es eine Sendung Absolute Mehrheit geben soll, in der für Geld diskutiert wird.
Frech und ahnungslos tritt Raab an Peter Limbourg heran, der den Abend offensichtlich als Chefdemoskop [1] zu begleiten hat. Sein Abgang zur Deutschen Welle wird erwähnt, und ich meine im Kopf von Peter Limbourg lesen zu können: Noch dieser Abend, dann ist das Elend vorbei. Heute habe ich mich informiert: Tatsächlich wurde Peter Limbourg von Raab aus dem sog. TV-Kanzlerduell gedrängt. Sollte der dabei sein, haben es die Zuschauer nicht anders verdient.
Als nächstes treten die Gäste herein. Alle begrüßen sich mit Handschlag. Nur der letzte setzt sich einfach hin. Es ist Sido aus dem Raab-Dunstkreis. Mir ist klar: Ihm werden die 300.000 in den Arsch geblasen, gleich welches Thema. Das garantieren Publikum, Pro-Sieben-Gemeinde, Raab-Fans, der Fernsehzuschauer, wenn nicht sogar der gemeine Deutsche. Sie finden mehrheitlich Gefallen an nichtsnutzen Gewalttätern, die einen auf Paulus [2] machen.
Den Rest habe ich nicht gesehen, aber heute lesend zur Kenntnis genommen, daß alles so war und gekommen ist, wie ich es mir dachte. Es wurde viel gelabert, und Sido hat die 300.000 eingesteckt. Warum beschäftige ich damit? Weil meine Vorurteile so schön bestätigt werden [3] und der Weg, den die Mehrheitsgesellschaft gehen will, so hervorragend dargestellt ist. Trotzdem bin ich zuversichtlich: Einige werden sich absetzen und die Evolution vorantreiben.
[1] Jeder Demagoge benötig einen Demoskopen.
[2] Saulus aber war gebildet und blieb es auch.
[3] Ein Vorzug des Alters.
Fernsehen
Frech und ahnungslos tritt Raab an Peter Limbourg heran, der den Abend offensichtlich als Chefdemoskop [1] zu begleiten hat. Sein Abgang zur Deutschen Welle wird erwähnt, und ich meine im Kopf von Peter Limbourg lesen zu können: Noch dieser Abend, dann ist das Elend vorbei. Heute habe ich mich informiert: Tatsächlich wurde Peter Limbourg von Raab aus dem sog. TV-Kanzlerduell gedrängt. Sollte der dabei sein, haben es die Zuschauer nicht anders verdient.
Als nächstes treten die Gäste herein. Alle begrüßen sich mit Handschlag. Nur der letzte setzt sich einfach hin. Es ist Sido aus dem Raab-Dunstkreis. Mir ist klar: Ihm werden die 300.000 in den Arsch geblasen, gleich welches Thema. Das garantieren Publikum, Pro-Sieben-Gemeinde, Raab-Fans, der Fernsehzuschauer, wenn nicht sogar der gemeine Deutsche. Sie finden mehrheitlich Gefallen an nichtsnutzen Gewalttätern, die einen auf Paulus [2] machen.
Den Rest habe ich nicht gesehen, aber heute lesend zur Kenntnis genommen, daß alles so war und gekommen ist, wie ich es mir dachte. Es wurde viel gelabert, und Sido hat die 300.000 eingesteckt. Warum beschäftige ich damit? Weil meine Vorurteile so schön bestätigt werden [3] und der Weg, den die Mehrheitsgesellschaft gehen will, so hervorragend dargestellt ist. Trotzdem bin ich zuversichtlich: Einige werden sich absetzen und die Evolution vorantreiben.
[1] Jeder Demagoge benötig einen Demoskopen.
[2] Saulus aber war gebildet und blieb es auch.
[3] Ein Vorzug des Alters.
Fernsehen
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Kleinsparer
wuerg, 23.03.2013 12:45
Als die Krise in Griechenland die Medien erreichte, kam mir spontan in den Sinn, Zypern an die Türken zu verkaufen. Aber leider gehörte Zypern weder den Griechen, noch den Europäern. Es ist ein unabhängiger Staat, in Größe und Zahlungsfähigkeit mit Berlin [1] vergleichbar, also durchaus von uns durchfütterbar.
Die Reichen verhalten sich ruhig, jedenfalls im Vordergrund. Sie sind Profis, die ihren Schaden in Grenzen halten wollen. Wenn dazu Renten verpfändet werden oder der Staat an die orthodoxe Kirche verkauft wird, dann verachte ich nicht sie, sondern die dummen Massen, die sich auf die Straße stellen, auf Europa schimpfen, die Deutschen als Nazis bezeichnen und von ihrem Stolz falseln.
Trügen sie auch nur einen Funken Selbstbewußtsein in sich, gäben sie von unten bis oben [2] zehn Prozent an den Staat ab und verlangten vom ihm, sich der Realwirtschaft zuzuwenden und nicht weiterhin durch Hin- und Herschieben des Geldes schmarotzen zu wollen. Widerlicher sind nur noch die deutschen Kleinsparer, die gleichermaßen jede Ungerechtigkeit akzeptieren, wenn nur sie selbst ungeschoren bleiben. Auch wenig Geld verdirbt den Charakter.
[1] Oder lieber Bremen, ist kleiner und noch verschuldeter.
[2] Zehn Prozent können auch sog. Kleinsparer verkraften, schließlich sind sie keine armen Leute. Dadurch wird verhindert, daß Geldsäcke mit dreimal 99.000 ungeschoren bleiben. Wie die ganz Reichen stärker zur Kasse zu bitten sind, kann man sich später überlegen. Bis dahin sollte die Hälfte aller Einlagen eingefroren werden.
Die Reichen verhalten sich ruhig, jedenfalls im Vordergrund. Sie sind Profis, die ihren Schaden in Grenzen halten wollen. Wenn dazu Renten verpfändet werden oder der Staat an die orthodoxe Kirche verkauft wird, dann verachte ich nicht sie, sondern die dummen Massen, die sich auf die Straße stellen, auf Europa schimpfen, die Deutschen als Nazis bezeichnen und von ihrem Stolz falseln.
Trügen sie auch nur einen Funken Selbstbewußtsein in sich, gäben sie von unten bis oben [2] zehn Prozent an den Staat ab und verlangten vom ihm, sich der Realwirtschaft zuzuwenden und nicht weiterhin durch Hin- und Herschieben des Geldes schmarotzen zu wollen. Widerlicher sind nur noch die deutschen Kleinsparer, die gleichermaßen jede Ungerechtigkeit akzeptieren, wenn nur sie selbst ungeschoren bleiben. Auch wenig Geld verdirbt den Charakter.
[1] Oder lieber Bremen, ist kleiner und noch verschuldeter.
[2] Zehn Prozent können auch sog. Kleinsparer verkraften, schließlich sind sie keine armen Leute. Dadurch wird verhindert, daß Geldsäcke mit dreimal 99.000 ungeschoren bleiben. Wie die ganz Reichen stärker zur Kasse zu bitten sind, kann man sich später überlegen. Bis dahin sollte die Hälfte aller Einlagen eingefroren werden.
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Median
wuerg, 22.03.2013 23:01
Zur Zeit wundern sich einige nicht nur über die privaten Reichtümer in armen Ländern, sondern auch über die enorme Abweichung des durchschnittlichen Vermögens eines deutschen Haushaltes von 195.200 Euro im Vergleich zum sogenannten Medianwert von nur 51.400 Euro [1]. Und obwohl ebenfalls zur Zeit allenthalben erklärt wird, was diese Werte bedeuten, will ich es wiederholen: Verteilt man das gesamte Privatvermögen der Deutschen gleichmäßig auf alle, so besitzt jeder Haushalt 195.200 Euro, aber die Hälfte dieser Haushalte hat weniger als 51.400 Euro. Was bedeutet das? Was wir eigentlich alle wissen: Die Vermögen sind ungleich verteilt! Aber wäre die Gesellschaft gerecht, wenn Median und Mittelwert beieinander lägen oder gar identisch wären? Nicht unbedingt:
Haben 37 Menschen jeweils 18 Euro in der Tasche, so sind Mittelwert und Median mit 18 Euro gleich groß, weil die 666 Euro so schön gleichmäßig verteilt sind. Geben wir aber dem ärmsten nichts, dem nächsten einen Euro bis hin zum letzten, der 36 Euro erhält, so sind Mittelwert und Median ebenfalls gleich, beide wiederum 18 Euro. Geht es noch ungerechter, ohne Median und Mittelwert auseinander zu bringen? Natürlich: Die ersten 18 bekommen nichts, nächsten 18 jeweils 18 Euro und der 37. den ganzen Rest von 342 Euro.
Das legt die Frage nahe: Wieviel ungerechter müssen die Vermögen verteilt sein, wenn der Mittelwert den Median fast um den Faktor vier übersteigt? Mathematiker machen immer einen schönen Ansatz: Haben wir eine große Zahl von Meßwerten, tragen sie nach Größe sortiert von x=0 bis x=1 in gleichmäßigen Abständen als sog. Y-Werte auf und erhalten einen quadratischen Verlauf a+bx+cx^2, dann ergibt sich ein Mittelwert M=a+b/2+c/3 und ein Median m=a+b/2+c/4, also c=12(M-m) und a+b/2=4m-3M. Für eine vollständige Bestimmung der Parameter a, b und c fehlt eine dritte Information.
In unserem Extremfall, da 4m-3M stark negativ ist, können wir vom für die Geldsäcke angenehmsten Fall b=0 ausgehen. Damit ergeben sich a=4m-3M=-380.000 Euro und c=12(M-m)=1.725.600 Euro. In Millionen Euro liegt also eine parabolische Vermögensverteilung v(x)=1,7256x^2-0,38 vor. In Worten: Das reichste Prozent hockt auf mehr als 1,3 Millionen, das ärmste Prozent hat mehr als 350.000 Schulden. Die Nullstelle liegt bei sqrt(-a/c)=0,47. Das bedeutet: 47 Prozent haben gar nichts. Integriert man v(x), kommt V(x)=x(0,572x^2-0,38) mit V(0,9)/V(1)=0,4 heraus. In Worten: Die obersten 10 Prozent besitzen 60 Prozent des Vermögens.
In Wirklichkeit gelten nur halb soviele Haushalte als verschuldet. Zum Ausgleich werden die Vermögensverhältnisse an den Rändern noch extremer sein. Eine quadratische Näherung 1,7256x^2-0,38 trifft aber die Realität mit einer einfachen Formel. Vor allem meine, die mir aber zuvor bereits klar war: Trotz bescheidener Verhältnisse haben drei von sieben noch weniger. Und könnte ich mein Guthaben verzehnfachen, hätten immer noch drei von sieben mehr. Das allein macht schon deutlich, wie weit gespreizt die Vermögensverteilung ist.
[1] So reich und arm sind die Deutschen, Süddeutsche Zeitung, 21.03.2013
Haben 37 Menschen jeweils 18 Euro in der Tasche, so sind Mittelwert und Median mit 18 Euro gleich groß, weil die 666 Euro so schön gleichmäßig verteilt sind. Geben wir aber dem ärmsten nichts, dem nächsten einen Euro bis hin zum letzten, der 36 Euro erhält, so sind Mittelwert und Median ebenfalls gleich, beide wiederum 18 Euro. Geht es noch ungerechter, ohne Median und Mittelwert auseinander zu bringen? Natürlich: Die ersten 18 bekommen nichts, nächsten 18 jeweils 18 Euro und der 37. den ganzen Rest von 342 Euro.
Das legt die Frage nahe: Wieviel ungerechter müssen die Vermögen verteilt sein, wenn der Mittelwert den Median fast um den Faktor vier übersteigt? Mathematiker machen immer einen schönen Ansatz: Haben wir eine große Zahl von Meßwerten, tragen sie nach Größe sortiert von x=0 bis x=1 in gleichmäßigen Abständen als sog. Y-Werte auf und erhalten einen quadratischen Verlauf a+bx+cx^2, dann ergibt sich ein Mittelwert M=a+b/2+c/3 und ein Median m=a+b/2+c/4, also c=12(M-m) und a+b/2=4m-3M. Für eine vollständige Bestimmung der Parameter a, b und c fehlt eine dritte Information.
In unserem Extremfall, da 4m-3M stark negativ ist, können wir vom für die Geldsäcke angenehmsten Fall b=0 ausgehen. Damit ergeben sich a=4m-3M=-380.000 Euro und c=12(M-m)=1.725.600 Euro. In Millionen Euro liegt also eine parabolische Vermögensverteilung v(x)=1,7256x^2-0,38 vor. In Worten: Das reichste Prozent hockt auf mehr als 1,3 Millionen, das ärmste Prozent hat mehr als 350.000 Schulden. Die Nullstelle liegt bei sqrt(-a/c)=0,47. Das bedeutet: 47 Prozent haben gar nichts. Integriert man v(x), kommt V(x)=x(0,572x^2-0,38) mit V(0,9)/V(1)=0,4 heraus. In Worten: Die obersten 10 Prozent besitzen 60 Prozent des Vermögens.
In Wirklichkeit gelten nur halb soviele Haushalte als verschuldet. Zum Ausgleich werden die Vermögensverhältnisse an den Rändern noch extremer sein. Eine quadratische Näherung 1,7256x^2-0,38 trifft aber die Realität mit einer einfachen Formel. Vor allem meine, die mir aber zuvor bereits klar war: Trotz bescheidener Verhältnisse haben drei von sieben noch weniger. Und könnte ich mein Guthaben verzehnfachen, hätten immer noch drei von sieben mehr. Das allein macht schon deutlich, wie weit gespreizt die Vermögensverteilung ist.
[1] So reich und arm sind die Deutschen, Süddeutsche Zeitung, 21.03.2013
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Meteoritenhagel
wuerg, 16.02.2013 16:34
Nun ist es also passiert. Am Tage, da ein mäßig großer Asteroid namens 2012 DA14 uns um vier Erdradien verfehlte, schlug ein kleiner Brocken wieder einmal in Sibirien ein. Ein großer Tag für Verschwörungstheoretiker, der neuen Schwung in die Katalogisierung immer kleinerer Objekte bringen wird, gleichwohl sie über einen kleinen und zumeist unbewohnten Bereich hinaus keinen Schaden anrichten. Sie sind wie Blitze, weit zu sehen und erst später zu hören. Mit mehreren tausend Kilometern pro Stunde zu schnell, um sich von russischen Kampfpiloten abschießen zu lassen, doch deutlich langsamer als das Licht:
Erst Sekunden nach dem grellen Lichtball gab es eine gewaltige Detonation. Diese Zeitverzögerung erklärt der Direktor des Naturhistorischen Museums in Wien, Christian Köberl, so: "Der Meteorit kommt mit Lichtgeschwindigkeit, während die Luftdruckwelle mit viel geringerer Geschwindigkeit deutlich später kommt." [1]
Liebe BZ, auch wenn ein Naturhistoriker nicht unbedingt tiefe astronomische und physikalische Kenntnisse benötigt, wird er es nicht wörtlich so gesagt oder gar gemeint haben. Das könnte jeder Redakteur bemerken und sich auch diese Analyse verkneifen:
Deutschland ist wegen der vergleichsweise geringen Gesamt- und damit auch Trefffläche weniger gefährdet. Über den Weltmeeren und unbewohnten Gebieten stürzen viel öfter Meteoriten ab, was deshalb auch meist unbemerkt bleibt. [1]
Wenn man nicht pro Kopf, sondern pro Quadratmeter rechnet, sei es Land oder Wasser, dann gibt es so manche Gefahr nicht, auch kein Bevölkerungsproblem. Der Vatikan ist noch schwerer zu treffen, und unser Papst bald gar nicht mehr.
[1] Meteoritenhagel: Warum gab es keine Warnung?, BZ Online, 15.02.2013
Erst Sekunden nach dem grellen Lichtball gab es eine gewaltige Detonation. Diese Zeitverzögerung erklärt der Direktor des Naturhistorischen Museums in Wien, Christian Köberl, so: "Der Meteorit kommt mit Lichtgeschwindigkeit, während die Luftdruckwelle mit viel geringerer Geschwindigkeit deutlich später kommt." [1]
Liebe BZ, auch wenn ein Naturhistoriker nicht unbedingt tiefe astronomische und physikalische Kenntnisse benötigt, wird er es nicht wörtlich so gesagt oder gar gemeint haben. Das könnte jeder Redakteur bemerken und sich auch diese Analyse verkneifen:
Deutschland ist wegen der vergleichsweise geringen Gesamt- und damit auch Trefffläche weniger gefährdet. Über den Weltmeeren und unbewohnten Gebieten stürzen viel öfter Meteoriten ab, was deshalb auch meist unbemerkt bleibt. [1]
Wenn man nicht pro Kopf, sondern pro Quadratmeter rechnet, sei es Land oder Wasser, dann gibt es so manche Gefahr nicht, auch kein Bevölkerungsproblem. Der Vatikan ist noch schwerer zu treffen, und unser Papst bald gar nicht mehr.
[1] Meteoritenhagel: Warum gab es keine Warnung?, BZ Online, 15.02.2013
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Schmalspurakademiker
wuerg, 09.02.2013 16:51
Als ich seinerzeit die nunmehr gerne wiederholte Szene sah, in der Merkel und Schavan über einem Telefon und vermutlich Guttenberg grinsten, dachte und hoffte ich fast, es könne auch sie erwischen, nicht Merkel. Nun ist es soweit, alle betonen die Unterschiede zu Guttenberg, ich aber sehe Übereinstimmung. Guttenberg hat mit einem schlechten, Schavan sogar ohne Abschluß promoviert. Wie das möglich ist, kann ich mir lebhaft vorstellen. Solcher Betrug auf der einen samt Beihilfe auf der anderen Seite wird millionenfach vorgekommen sein. Das Entdeckungsrisiko ist auch heute noch gering, wenn man sich nicht im Lichte der Öffentlichkeit sonnt.
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